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fmb-1826-07-08-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan<lb></lb>Berlin, 7. und 8. Juli 1826 Ich wollt’ ich wär’ ein Zander; denn außer dem guten Geschmack, auf den ich sehr erpicht bin, und der allen Zandern angeboren ist, haben Sie auch das Vorrecht sich den ganzen Tag zu baden, und Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1,

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. I/31. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy und Lea Mendelssohn Bartholdy an Fanny Mendelssohn Bartholdy in Doberan; Berlin, 7. und 8. Juli 1826 Ich wollt’ ich wär’ ein Zander; denn außer dem guten Geschmack, auf den ich sehr erpicht bin, und der allen Zandern angeboren ist, haben Sie auch das Vorrecht sich den ganzen Tag zu baden, und

4 beschr. S.

Felix Mendelssohn Bartholdy

-

Weissweiler, Briefwechsel, S. 48 f. (Felix Mendelssohn Bartholdys Briefteil).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

7. und 8. Juli 1826 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Berlin Deutschland Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) Doberan Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Leipz. Str. No. 3 am 7 July im Garten 1826. Geliebteste Schwester!

Ich wollt’ ich wär’ ein Zander; denn außer dem guten Geschmack, auf den ich sehr erpicht bin, und der allen Zandern angeboren ist, haben Sie auch das Vorrecht sich den ganzen Tag zu baden, und das Wasser hat 22º. Dann brauchen Sie weder Gesichter, noch Cour, noch Ouvertüren zuzu-schneiden, kurz es sind glückliche Geschöpfe, mit mir verglichen, der ich bei allem gähne, und bei allem schläfrig bin, sogar beim Schlafen selbst, und wäre dieser Brief nicht nach Dobberan gerichtet, so würde ich mich auf einen Augenblick an die Bank, auf der ich sitze, lehnen, und über das Wesen der Dinge nachdenken. Nun stelle Dir also Deinen schläfrigen Gör vor, der sich gestern in der Nachmittagshitze gegen 6 Uhr zu SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) schleppen muß, um sich von ihm Opernbescheid<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3fvw713k-h9ek-gsl8-2a4r-emlsg282ykdl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name> zu holen. Im Anfang des Gesprächs versprach er mir die Aufführung im September, am Ende desselben aber schon im October, und hier ist bei dieser Gelegenheit ein kleines Regle de tri-Exempel: Wenn sich ein Ding in einer halben Stunde um einen Monat verschiebt, um wieviel Jahre verschiebt sich’s dann in 14 Tagen? Indessen hör’ ich doch schon vom Ausschreiben sprechen, und das ist doch etwas. Lasen se se man; sagt Frau Möllern.

In dieser Lethargie habe ich mir eine neue Lithurgie für mein Leben ausgedacht. So habe ich z.B. befunden, daß man gewöhnlich eine Mahlzeit zu viel hält; das erste Frühstück und Mittagsmahl sind gar zu unentbehrlich, das zweite Frühstück mir abzugewöhnen war mir, trotz wiederholter Versuche unmöglich, da fiel mir das Abendbrod ein, und dies gewöhn’ ich mir nun nach und nach ab, ohne Furcht den Tod des heiligen Hieronymus (er verhungerte) sterben zu müssen. Ferner habe ich mir das Componiren im Garten zugelegt, und daselbst schon zwei Clavierstücke a dur und E moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0di8xtnd-ffbg-pzwg-nrds-n7gu2himwqrr"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100617" style="hidden">Sieben Charakterstücke für Klavier, 1827; enthält MWV U 56, U 44, U 59, U 55, U 60, U 61 und U 62<idno type="MWV">SD 1</idno><idno type="op">7</idno></name> zu Stande gebracht, und heute oder morgen will ich midsummernightsdream<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_anp5nxpn-x0dt-i0da-dyn2-3mfea7iqfxkg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name> zu träumen anfangen. Es ist aber eine gränzenlose Kühnheit! Auch die Sonate soll geschrieben werden, und obwohl Du vergessen hast, Fräulein CoschitzkyCoschitzky, Fräulein ein Stöckchen zur Verjagung aus dem Garten hinzulegen, so bin ich doch sehr fleißig, schon um mich wach zu erhalten.

Übrigens bin ich persuadirt, daß Du dem Brief hier sehr wohl ansiehst, welche Mühe sich sein Vater mit seiner Existenz genommen hat. Aber es ist doch wirklich nichts, gar nichts zu berichten da; außer daß FranckFranck, Georg Hermann (1802-1855) plötzlich findet, behauptet und durchführt, daß es von seiner jetzigen Wohnung bis zu uns eigentlich weit näher sey, als von seiner vorigen Wohnung, und daß wiedereinmal zu meiner Pein zwei neue Brautpaare da sind. WinaWina, Bekannte der → Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin will Berlin verlassen, RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) sich erschießen, Tante MineBardua, Johanna Wilhelmine Auguste Sophie (1798-1865) weint, HansteinHanstein, August (1806-1827) ist vorgestern, wenn ich nicht irre nach Warnemünde abgegangen; er billigt den Gartenunfug und die Spiele auf der Wiese keineswegs; mit wem wird nun RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832) Arm in Arm spazieren gehn können, wenn wir Zeck spielen? Ich rief ihn vorigen Sonntag und sprach: RitzRietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832), spiel mit. Aber er kam ganz nahe an mich heran, und sagte leise, er könnte nicht, weil er keinen Hausschlüssel bei sich hätte. LindbladLindblad, Adolf Fredrik (1801-1878) klappert mit den Zähnen, und findet unser Clima zu rauh, denn seine Stube liegt nach Norden; darum will er nach Schweden zurück; kommt er aber nach dem Garten, so findet er unser Clima zu heiß, und will darum nach Schweden zurück. Die musikalische Zeitung enthält mehrere Aufsätze. SchubringSchubring, Karl Julius (1806-1889) taucht auf den Grund, und kommt wieder vor, den Kopf mit Muscheln und Schnecken ganz bedeckt! Aber nun weiß ich auch gar nichts mehr zu erzählen, so muß ich also schließen. Ich hoffe, daß VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) nunmehr am ruhigen und warmen Meere mehr Geschmack findet, als sonst; denn Stürme und Kälte kann man dies Jahr nur in Iphigenia<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111401" style="hidden" type="music">Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48</name> und bei Stehely antreffen. Und grüß mir VaterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835) viel tausendmal; gewiß hätt’ ich ihm geschrieben, aber wenn er einen ganzen Brief voll Nichts bekommt, so schilt er, fürcht’ ich. Drum erwart’ ich sehnlichst einigen Schreibestoff.

Dein Felix MB.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)

Bei der letzten Aufführung des Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name> bestand das ganze Publikum im Königst. TheaterKönigsstädtisches TheaterBerlinDeutschland aus HerrnSeidler, Carl August (1778-1840) und Mde. SeidlerSeidler, Caroline (1790-1872).

Felix Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842) d. 8.

Ich kam heut gleich nach 6 Uhr Morgens in den Garten, und fand es bereits so heiß, daß ich nicht spatzieren gehen konnte. Gestern war auch der erste Tag, an dem wir es nicht im Freien aushielten, sondern bis Sonnenuntergang in Deiner Stube, liebe Fanny, verweilten. Von 9 Uhr an war der Abend herrlich, früher existirt man aber gar nicht, alle Welt ist darüber außer sich. H. SimonSimon, Johann Franz (1807-1843), LindbladLindblad, Adolf Fredrik (1801-1878), MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) und KlingemannKlingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) aßen mit mir im Freien. MarxMarx, Adolph Bernhard (1795-1866) ist wirklich sehr gescheut und sehr fest. Es sind wegen eines Artikels in der Gesanglehre<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name><name key="CRT0109903" style="hidden" type="science">Die Kunst des Gesanges, theoretisch-praktisch</name>, wo er SpontiniSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851) mit NapoleonFrankreich, Napoléon I. Bonaparte von (1769-1821) vergleicht, merkwürdige Briefe zwischen SpSpontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851). und M.Marx, Adolph Bernhard (1795-1866) gewechselt worden. – Klingem.Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862) ist eine HauptFatalität, freilich durch seine unbegreifliche Unvorsichtigkeit widerfahren. Denk Dir, daß die RedenscheReden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831) Eingangsthür links v. der Haupttreppe 4  1 2 Tage unverschloßen blieb. Gestern kömmt er außer sich; in dem 2. Zimmer stehen die Schränkchen mit den päpstl. medaillen, eins ist rein ausgeleert, es waren über 100 Stück darin. Meine Hoffnung bleibt, daß RedenReden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831) selbst diese vielleicht irgendwo anders hingelegt, da ich mich erinnere, daß ein oder 2 Schränkchen renovirt werden sollten. Der Diebstahl wäre auf jeden Fall sonderbar, da ein silberner Handleuchter und Klingel in demselben Zimmer waren, die stehen blieben, und da bedeutend Zeit dazu gehört haben muß, die vielen kleinen Schublädchen auszukramen. Auch war ein jedes wieder ordentlich zugemacht. Einstweilen muß er nach Dresden pater peccavi schreiben, und ist in der größten Angst. Mit Recht, denn es ist unverzeihlich, so wenig Achtsamkeit zu haben. Ein einziger Gang durch die Zimmer würde ihn der Unruh überhoben haben, und ich kann gar nicht verstehen, wie es weder ihm, noch den 2 zurückgelaßnen männlichen Domesticken nicht eingefallen, schon des Aufräumens wegen, hinein zu gehen. Ich habe ihm gerathen, es auf jeden Fall der Polizei anzuzeigen, und DoberkowDobberkow, J. S. verwies ihn an FalkenbergFalkenberg, Heinrich Friedrich Ludwig (1771-1845), um das voreilige Publiciren in öffentl. Blättern zu verhüten. Ich habe nun auch strengere Aufsicht bei uns und laße das Vorderhaus um 7 schließen. LindbladLindblad, Adolf Fredrik (1801-1878) hat einen Hausschlüßel. Die Hut des eisernen Kastens ängstigt mich doch bei unserer ländlichen Offenheit; ich wollte, Du hättest erlaubt, ihn in das obere Kämmerchen über dem Saal zu stellen. Gesteh’, es wäre eben so auffallend, hätte man einen Schrank geleert, die andern nicht, hätte Betten und Silber stehen laßen, als wenn niemand die Unvorsichtigkeit benutzt hätte, eine offne Wohnung Preis zu geben. Die Ungewißheit, ob gestohlen worden, peinigt uns nun noch wenigstens 5 Tage. War der Dieb klug, so könnte er freilich die Münzen am Unverdächtigsten in der Tasche fortbringen. – Sage mir, liebster Mann! ob ich KefersteinKeferstein, Keferstein, Bekannter von → Abraham Mendelssohn Bartholdy das Brennholz bezahlen soll, oder ob Ihr in Rechnung steht? – Ich umarme Dich und mein FännchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847) ganz freundschaftlich und ehrlich. Cousin LouisCauer, Jacob Ludwig (Louis) (1792-1834) hat mich gestern Vormittag besucht.

Wie kann man in der Hitze artig sein? Ich bin schrecklich lakonisch gegen Gewohnheit und total unliebenswürdig, es geht nicht.

Lea Mendelssohn Bartholdy
            Leipz. Str. No. 3 am 7 July im Garten 1826. Geliebteste Schwester!
Ich wollt’ ich wär’ ein Zander; denn außer dem guten Geschmack, auf den ich sehr erpicht bin, und der allen Zandern angeboren ist, haben Sie auch das Vorrecht sich den ganzen Tag zu baden, und das Wasser hat 22º. Dann brauchen Sie weder Gesichter, noch Cour, noch Ouvertüren zuzu-schneiden, kurz es sind glückliche Geschöpfe, mit mir verglichen, der ich bei allem gähne, und bei allem schläfrig bin, sogar beim Schlafen selbst, und wäre dieser Brief nicht nach Dobberan gerichtet, so würde ich mich auf einen Augenblick an die Bank, auf der ich sitze, lehnen, und über das Wesen der Dinge nachdenken. Nun stelle Dir also Deinen schläfrigen Gör vor, der sich gestern in der Nachmittagshitze gegen 6 Uhr zu Spontini schleppen muß, um sich von ihm Opernbescheid zu holen. Im Anfang des Gesprächs versprach er mir die Aufführung im September, am Ende desselben aber schon im October, und hier ist bei dieser Gelegenheit ein kleines Regle de tri-Exempel: Wenn sich ein Ding in einer halben Stunde um einen Monat verschiebt, um wieviel Jahre verschiebt sich’s dann in 14 Tagen? Indessen hör’ ich doch schon vom Ausschreiben sprechen, und das ist doch etwas. Lasen se se man; sagt Frau Möllern.
In dieser Lethargie habe ich mir eine neue Lithurgie für mein Leben ausgedacht. So habe ich z. B. befunden, daß man gewöhnlich eine Mahlzeit zu viel hält; das erste Frühstück und Mittagsmahl sind gar zu unentbehrlich, das zweite Frühstück mir abzugewöhnen war mir, trotz wiederholter Versuche unmöglich, da fiel mir das Abendbrod ein, und dies gewöhn’ ich mir nun nach und nach ab, ohne Furcht den Tod des heiligen Hieronymus (er verhungerte) sterben zu müssen. Ferner habe ich mir das Componiren im Garten zugelegt, und daselbst schon zwei Clavierstücke a dur und E moll zu Stande gebracht, und heute oder morgen will ich midsummernightsdream zu träumen anfangen. Es ist aber eine gränzenlose Kühnheit! Auch die Sonate soll geschrieben werden, und obwohl Du vergessen hast, Fräulein Coschitzky ein Stöckchen zur Verjagung aus dem Garten hinzulegen, so bin ich doch sehr fleißig, schon um mich wach zu erhalten.
Übrigens bin ich persuadirt, daß Du dem Brief hier sehr wohl ansiehst, welche Mühe sich sein Vater mit seiner Existenz genommen hat. Aber es ist doch wirklich nichts, gar nichts zu berichten da; außer daß Franck plötzlich findet, behauptet und durchführt, daß es von seiner jetzigen Wohnung bis zu uns eigentlich weit näher sey, als von seiner vorigen Wohnung, und daß wiedereinmal zu meiner Pein zwei neue Brautpaare da sind. Wina will Berlin verlassen, Ritz sich erschießen, Tante Mine weint, Hanstein ist vorgestern, wenn ich nicht irre nach Warnemünde abgegangen; er billigt den Gartenunfug und die Spiele auf der Wiese keineswegs; mit wem wird nun Ritz Arm in Arm spazieren gehn können, wenn wir Zeck spielen? Ich rief ihn vorigen Sonntag und sprach: Ritz, spiel mit. Aber er kam ganz nahe an mich heran, und sagte leise, er könnte nicht, weil er keinen Hausschlüssel bei sich hätte. Lindblad klappert mit den Zähnen, und findet unser Clima zu rauh, denn seine Stube liegt nach Norden; darum will er nach Schweden zurück; kommt er aber nach dem Garten, so findet er unser Clima zu heiß, und will darum nach Schweden zurück. Die musikalische Zeitung enthält mehrere Aufsätze. Schubring taucht auf den Grund, und kommt wieder vor, den Kopf mit Muscheln und Schnecken ganz bedeckt! Aber nun weiß ich auch gar nichts mehr zu erzählen, so muß ich also schließen. Ich hoffe, daß Vater nunmehr am ruhigen und warmen Meere mehr Geschmack findet, als sonst; denn Stürme und Kälte kann man dies Jahr nur in Iphigenia und bei Stehely antreffen. Und grüß mir Vater viel tausendmal; gewiß hätt’ ich ihm geschrieben, aber wenn er einen ganzen Brief voll Nichts bekommt, so schilt er, fürcht’ ich. Drum erwart’ ich sehnlichst einigen Schreibestoff.
Dein
Felix MB.
Bei der letzten Aufführung des Oberon bestand das ganze Publikum im Königst. Theater aus Herrn und Mde. Seidler.
Felix Mendelssohn Bartholdy
d. 8. Ich kam heut gleich nach 6 Uhr Morgens in den Garten, und fand es bereits so heiß, daß ich nicht spatzieren gehen konnte. Gestern war auch der erste Tag, an dem wir es nicht im Freien aushielten, sondern bis Sonnenuntergang in Deiner Stube, liebe Fanny, verweilten. Von 9 Uhr an war der Abend herrlich, früher existirt man aber gar nicht, alle Welt ist darüber außer sich. H. Simon, Lindblad, Marx und Klingemann aßen mit mir im Freien. Marx ist wirklich sehr gescheut und sehr fest. Es sind wegen eines Artikels in der Gesanglehre, wo er Spontini mit Napoleon vergleicht, merkwürdige Briefe zwischen Sp. und M. gewechselt worden. – Klingem. ist eine HauptFatalität, freilich durch seine unbegreifliche Unvorsichtigkeit widerfahren. Denk Dir, daß die Redensche Eingangsthür links v. der Haupttreppe 4 1 2 Tage unverschloßen blieb. Gestern kömmt er außer sich; in dem 2. Zimmer stehen die Schränkchen mit den päpstl. medaillen, eins ist rein ausgeleert, es waren über 100 Stück darin. Meine Hoffnung bleibt, daß Reden selbst diese vielleicht irgendwo anders hingelegt, da ich mich erinnere, daß ein oder 2 Schränkchen renovirt werden sollten. Der Diebstahl wäre auf jeden Fall sonderbar, da ein silberner Handleuchter und Klingel in demselben Zimmer waren, die stehen blieben, und da bedeutend Zeit dazu gehört haben muß, die vielen kleinen Schublädchen auszukramen. Auch war ein jedes wieder ordentlich zugemacht. Einstweilen muß er nach Dresden pater peccavi schreiben, und ist in der größten Angst. Mit Recht, denn es ist unverzeihlich, so wenig Achtsamkeit zu haben. Ein einziger Gang durch die Zimmer würde ihn der Unruh überhoben haben, und ich kann gar nicht verstehen, wie es weder ihm, noch den 2 zurückgelaßnen männlichen Domesticken nicht eingefallen, schon des Aufräumens wegen, hinein zu gehen. Ich habe ihm gerathen, es auf jeden Fall der Polizei anzuzeigen, und Doberkow verwies ihn an Falkenberg, um das voreilige Publiciren in öffentl. Blättern zu verhüten. Ich habe nun auch strengere Aufsicht bei uns und laße das Vorderhaus um 7 schließen. Lindblad hat einen Hausschlüßel. Die Hut des eisernen Kastens ängstigt mich doch bei unserer ländlichen Offenheit; ich wollte, Du hättest erlaubt, ihn in das obere Kämmerchen über dem Saal zu stellen. Gesteh’, es wäre eben so auffallend, hätte man einen Schrank geleert, die andern nicht, hätte Betten und Silber stehen laßen, als wenn niemand die Unvorsichtigkeit benutzt hätte, eine offne Wohnung Preis zu geben. Die Ungewißheit, ob gestohlen worden, peinigt uns nun noch wenigstens 5 Tage. War der Dieb klug, so könnte er freilich die Münzen am Unverdächtigsten in der Tasche fortbringen. – Sage mir, liebster Mann! ob ich Keferstein das Brennholz bezahlen soll, oder ob Ihr in Rechnung steht? – Ich umarme Dich und mein Fännchen ganz freundschaftlich und ehrlich. Cousin Louis hat mich gestern Vormittag besucht.
Wie kann man in der Hitze artig sein? Ich bin schrecklich lakonisch gegen Gewohnheit und total unliebenswürdig, es geht nicht.
Lea Mendelssohn Bartholdy          
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Juli 1826</title> <incipit>Ich wollt’ ich wär’ ein Zander; denn außer dem guten Geschmack, auf den ich sehr erpicht bin, und der allen Zandern angeboren ist, haben Sie auch das Vorrecht sich den ganzen Tag zu baden, und</incipit> </msItem> </msContents> <physDesc> <p>4 beschr. S.</p> <handDesc hands="2"> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy</p> </handDesc> <accMat> <listBibl> <bibl type="none"></bibl> </listBibl></accMat> </physDesc> <history> <provenance> <p>-</p> </provenance> </history> <additional> <listBibl> <bibl type="printed_letter">Weissweiler, Briefwechsel, S. 48 f. (Felix Mendelssohn Bartholdys Briefteil).</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc><projectDesc><p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p></projectDesc><editorialDecl><p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept,  Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1826-07-07" xml:id="date_ebf0c0e4-f8ac-4bd4-9a49-f5e6e8dacc8b">7.</date> und <date cert="high" when="1826-07-08" xml:id="date_777e1b66-680e-4070-8656-dffeaa3821e3">8. Juli 1826</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0113260" resp="author" xml:id="persName_40183600-538c-4c40-828f-259486f78de1">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_b8c131c1-5a13-4c48-9674-a45708215c95">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName><persName key="PSN0113260" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_ac3de438-9d85-4aa5-9181-6a693b06b508"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0117585" resp="receiver" xml:id="persName_f7cd67fe-6509-4038-9e00-fa3a01d10b3e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_39568245-3046-4750-acdd-d0fe77341bb8"> <settlement key="STM0100144">Doberan</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_32084911-e0af-461f-b0fe-6db912ea3a03"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Leipz. Str. No. 3 am <date cert="high" when="1826-07-07" xml:id="date_b561a390-df79-4ccd-b544-57a496b7a807">7 July</date></dateline> <dateline rend="right">im Garten <date cert="high" when="1826-07-07" xml:id="date_3dafc780-00df-4232-88a3-86656ebbd713">1826</date>.</dateline> <salute rend="left">Geliebteste Schwester!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Ich wollt’ ich wär’ ein Zander; denn außer dem guten Geschmack, auf den ich sehr erpicht bin, und der allen Zandern angeboren ist, haben Sie auch das Vorrecht sich den ganzen Tag zu baden, und das Wasser hat 22º. Dann brauchen Sie weder Gesichter, noch Cour, noch Ouvertüren zuzu-schneiden, kurz es sind glückliche Geschöpfe, mit mir verglichen, der ich bei allem gähne, und bei allem schläfrig bin, sogar beim Schlafen selbst, und wäre dieser Brief nicht nach Dobberan gerichtet, so würde ich mich auf einen Augenblick an die Bank, auf der ich sitze, lehnen, und über das Wesen der Dinge nachdenken. Nun stelle Dir also Deinen schläfrigen Gör vor, der sich gestern in der Nachmittagshitze gegen 6 Uhr zu <persName xml:id="persName_976194f8-89d9-40bb-b80a-a18d3da41cc2">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> schleppen muß, um sich von ihm <title xml:id="title_2c9dee39-e05e-4f6a-8918-d713ed0effa7">Opernbescheid<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_3fvw713k-h9ek-gsl8-2a4r-emlsg282ykdl"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> zu holen. Im Anfang des Gesprächs versprach er mir die Aufführung im September, am Ende desselben aber schon im October, und hier ist bei dieser Gelegenheit ein kleines Regle de tri-Exempel: Wenn sich ein Ding in einer halben Stunde um einen Monat verschiebt, um wieviel Jahre verschiebt sich’s dann in 14 Tagen? Indessen hör’ ich doch schon vom Ausschreiben sprechen, und das ist doch etwas. Lasen se se man; sagt Frau Möllern.</p> <p>In dieser Lethargie habe ich mir eine neue Lithurgie für mein Leben ausgedacht. So habe ich z.B. befunden, daß man gewöhnlich eine Mahlzeit zu viel hält; das erste Frühstück und Mittagsmahl sind gar zu unentbehrlich, das zweite Frühstück mir abzugewöhnen war mir, trotz wiederholter Versuche unmöglich, da fiel mir das Abendbrod ein, und dies gewöhn’ ich mir nun nach und nach ab, ohne Furcht den Tod des heiligen Hieronymus (er verhungerte) sterben zu müssen. Ferner habe ich mir das Componiren im Garten zugelegt, und daselbst schon <title xml:id="title_5c4235fb-9843-4660-966a-7795590161da">zwei Clavierstücke a dur und E moll<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_0di8xtnd-ffbg-pzwg-nrds-n7gu2himwqrr"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="collective_sources" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="collective_prints" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100617" style="hidden">Sieben Charakterstücke für Klavier, 1827; enthält MWV U 56, U 44, U 59, U 55, U 60, U 61 und U 62<idno type="MWV">SD 1</idno><idno type="op">7</idno></name></title> zu Stande gebracht, und heute oder morgen will ich <title xml:id="title_d2e96822-22d3-4784-a9c6-8eca1daea6a4">midsummernightsdream<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_anp5nxpn-x0dt-i0da-dyn2-3mfea7iqfxkg"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="overtures_and_other_orchestral_works" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100359" style="hidden">Konzert-Ouvertüre Nr. 1 zu Shakespeares Sommernachtstraum E-Dur, [Juli 1826] bis 6. August 1826<idno type="MWV">P 3</idno><idno type="op">21</idno></name></title> zu träumen anfangen. Es ist aber eine gränzenlose Kühnheit! Auch die Sonate soll geschrieben werden, und obwohl Du vergessen hast, <persName xml:id="persName_11e1fc7b-1a41-4914-b0a4-18e1750e27f9">Fräulein Coschitzky<name key="PSN0110467" style="hidden">Coschitzky, Fräulein</name></persName> ein Stöckchen zur Verjagung aus dem Garten hinzulegen, so bin ich doch sehr fleißig, schon um mich wach zu erhalten.</p> <p>Übrigens bin ich persuadirt, daß Du dem Brief hier sehr wohl ansiehst, welche Mühe sich sein Vater mit seiner Existenz genommen hat. Aber es ist doch wirklich nichts, gar nichts zu berichten da; außer daß <persName xml:id="persName_5eb7e251-9e60-4ccf-b0d6-25c321d3a1df">Franck<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName> plötzlich findet, behauptet und durchführt, daß es von seiner jetzigen Wohnung bis zu uns eigentlich weit näher sey, als von seiner vorigen Wohnung, und daß wiedereinmal zu meiner Pein zwei neue Brautpaare da sind. <persName xml:id="persName_46d67526-f427-4d62-bad0-41cc51149045">Wina<name key="PSN0115805" style="hidden">Wina, Bekannte der → Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin</name></persName> will Berlin verlassen, <persName xml:id="persName_47ae4f86-b0fe-4aea-9d0f-a8528ba301c2">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> sich erschießen, <persName xml:id="persName_043258cf-e958-4e85-a34c-c7473530048c">Tante Mine<name key="PSN0109664" style="hidden">Bardua, Johanna Wilhelmine Auguste Sophie (1798-1865)</name></persName> weint, <persName xml:id="persName_5e6da772-b824-44b5-b6b0-470e51ec2f21">Hanstein<name key="PSN0111701" style="hidden">Hanstein, August (1806-1827)</name></persName> ist vorgestern, wenn ich nicht irre nach Warnemünde abgegangen; er billigt den Gartenunfug und die Spiele auf der Wiese keineswegs; mit wem wird nun <persName xml:id="persName_49938ad1-7d01-40cc-a2e1-0cb025f900a9">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> Arm in Arm spazieren gehn können, wenn wir Zeck spielen? Ich rief ihn vorigen Sonntag und sprach: <persName xml:id="persName_bda698f2-bea5-43dd-b61c-b1ba84e60423">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, spiel mit. Aber er kam ganz nahe an mich heran, und sagte leise, er könnte nicht, weil er keinen Hausschlüssel bei sich hätte. <persName xml:id="persName_ce2239c9-4354-47f3-a8bc-2d355de5711d">Lindblad<name key="PSN0112854" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</name></persName> klappert mit den Zähnen, und findet unser Clima zu rauh, denn seine Stube liegt nach Norden; darum will er nach Schweden zurück; kommt er aber nach dem Garten, so findet er unser Clima zu heiß, und will darum nach Schweden zurück. Die musikalische Zeitung enthält mehrere Aufsätze. <persName xml:id="persName_466ac762-a40a-4db5-9d32-1474e7044475">Schubring<name key="PSN0114732" style="hidden">Schubring, Karl Julius (1806-1889)</name></persName> taucht auf den Grund, und kommt wieder vor, den Kopf mit Muscheln und Schnecken ganz bedeckt! Aber nun weiß ich auch gar nichts mehr zu erzählen, so muß ich also schließen. Ich hoffe, daß <persName xml:id="persName_e95a447f-cd03-4de4-a847-f95d88bc1f4a">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> nunmehr am ruhigen und warmen Meere mehr Geschmack findet, als sonst; denn Stürme und Kälte kann man dies Jahr nur in <title xml:id="title_ae71a784-2a53-46b0-8ae2-7af379761ec6">Iphigenia<name key="PSN0111405" style="hidden" type="author">Gluck, Christoph Willibald (seit 1756) Ritter von (1714-1787)</name><name key="CRT0111401" style="hidden" type="music">Iphigénie en Tauride GluckWV 1.48</name></title> und bei Stehely antreffen. Und grüß mir <persName xml:id="persName_1b41439d-f49f-47dd-b62f-e675905b2bd0">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> viel tausendmal; gewiß hätt’ ich ihm geschrieben, aber wenn er einen ganzen Brief voll Nichts bekommt, so schilt er, fürcht’ ich. <seg type="closer" xml:id="seg_d4be2b49-dfa4-4576-9763-ec1c2b1d80d4">Drum erwart’ ich sehnlichst einigen Schreibestoff. </seg></p> <signed rend="right">Dein</signed> <signed rend="right">Felix MB.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_2e1a7443-d80b-4e83-b75e-db6427a68d08"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Bei der letzten Aufführung des <title xml:id="title_b3029880-a70e-4063-b5fe-c4d0f96dc37a">Oberon<name key="PSN0115645" style="hidden" type="author">Weber, Carl Maria Friedrich Ernst von (1786-1826)</name><name key="CRT0111259" style="hidden" type="music">Oberon, or the Elf King’s Oath WeV C. 10</name></title> bestand das ganze Publikum im <placeName xml:id="placeName_99c26dec-c842-4edd-8980-15cfec148b38">Königst. Theater<name key="NST0100297" style="hidden" subtype="" type="institution">Königsstädtisches Theater</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> aus <persName xml:id="persName_cbdf5a99-9b81-443d-982e-74757131c7e6">Herrn<name key="PSN0114850" style="hidden">Seidler, Carl August (1778-1840)</name></persName> und <persName xml:id="persName_893bc203-2474-41c9-b7ac-48359c995c33">Mde. Seidler<name key="PSN0114851" style="hidden">Seidler, Caroline (1790-1872)</name></persName>.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Felix Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_6150e3e3-965d-4bfb-99cb-952cd4cb29e7"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <dateline rend="left">d. <date cert="high" when="1826-07-08" xml:id="date_e13ee5fb-f313-430a-80b7-911469eed5fc">8.</date> </dateline> <p>Ich kam heut gleich nach 6 Uhr Morgens in den Garten, und fand es bereits so heiß, daß ich nicht spatzieren gehen konnte. Gestern war auch der erste Tag, an dem wir es nicht im Freien aushielten, sondern bis Sonnenuntergang in Deiner Stube, liebe Fanny, verweilten. Von 9 Uhr an war der Abend herrlich, früher existirt man aber gar nicht, alle Welt ist darüber außer sich. <persName xml:id="persName_6860aec4-d01d-4972-b81d-112ee93e4999">H. Simon<name key="PSN0114926" style="hidden">Simon, Johann Franz (1807-1843)</name></persName>, <persName xml:id="persName_2f444b4f-411e-43cd-887d-c4d2da441312">Lindblad<name key="PSN0112854" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</name></persName>, <persName xml:id="persName_5d1fdda7-4e9d-4eaf-a48f-091c89c869fa">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> und <persName xml:id="persName_66af695f-160e-4e66-a536-63126c8cfcb5">Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> aßen mit mir im Freien. <persName xml:id="persName_5081545a-53ac-476e-b442-987e782b4b56">Marx<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> ist wirklich sehr gescheut und sehr fest. Es sind wegen eines Artikels in der <title xml:id="title_5e92938a-e33f-468c-9a21-465dc7eeabb4">Gesanglehre<name key="PSN0113108" style="hidden" type="author">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name><name key="CRT0109903" style="hidden" type="science">Die Kunst des Gesanges, theoretisch-praktisch</name></title>, wo er <persName xml:id="persName_ea2a4b82-4d12-462a-ba60-e4fa9a6e8d18">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> mit <persName xml:id="persName_fa9e30cd-daa0-4fdd-8e08-53c1de562ef0">Napoleon<name key="PSN0111152" style="hidden">Frankreich, Napoléon I. Bonaparte von (1769-1821)</name></persName> vergleicht, merkwürdige Briefe zwischen <persName xml:id="persName_a9b3689e-dbde-47c6-9671-87ff9b209937">Sp<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName>. und <persName xml:id="persName_52036a64-7e59-41a6-b776-a986f54b13ad">M.<name key="PSN0113108" style="hidden">Marx, Adolph Bernhard (1795-1866)</name></persName> gewechselt worden. – <persName xml:id="persName_2b8207bc-7a23-4d9e-a306-f5f81a6a5d82">Klingem.<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Ernst Georg Carl Christoph Konrad (1798-1862)</name></persName> ist eine HauptFatalität, freilich durch seine unbegreifliche Unvorsichtigkeit widerfahren. Denk Dir, daß die <persName xml:id="persName_9b6e8f15-c1a4-4d5f-8e99-f437aabfe6f4">Redensche<name key="PSN0114095" style="hidden">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> Eingangsthür links v. der Haupttreppe 4 <formula rend="fraction_slash"> <hi rend="supslash">1</hi> <hi rend="barslash"></hi> <hi rend="subslash">2</hi> </formula> Tage unverschloßen blieb. Gestern kömmt er außer sich; in dem 2. Zimmer stehen die Schränkchen mit den päpstl. medaillen, eins ist rein ausgeleert, es waren über 100 Stück darin. Meine Hoffnung bleibt, daß <persName xml:id="persName_0d8873d5-b67e-4323-8099-8db94587c4c0">Reden<name key="PSN0114095" style="hidden">Reden, Franz Ludwig Wilhelm Freiherr von (1754-1831)</name></persName> selbst diese vielleicht irgendwo anders hingelegt, da ich mich erinnere, daß ein oder 2 Schränkchen renovirt werden sollten. Der Diebstahl wäre auf jeden Fall sonderbar, da ein silberner Handleuchter und Klingel in demselben Zimmer waren, die stehen blieben, und da bedeutend Zeit dazu gehört haben muß, die vielen kleinen Schublädchen auszukramen. Auch war ein jedes wieder ordentlich zugemacht. Einstweilen muß er nach Dresden pater peccavi schreiben, und ist in der größten Angst. Mit Recht, denn es ist unverzeihlich, so wenig Achtsamkeit zu haben. Ein einziger Gang durch die Zimmer würde ihn der Unruh überhoben haben, und ich kann gar nicht verstehen, wie es weder ihm, noch den 2 zurückgelaßnen männlichen Domesticken nicht eingefallen, schon des Aufräumens wegen, hinein zu gehen. Ich habe ihm gerathen, es auf jeden Fall der Polizei anzuzeigen, und <persName xml:id="persName_a8e4045f-1cd9-4a2e-8aea-346b031403aa">Doberkow<name key="PSN0110678" style="hidden">Dobberkow, J. S.</name></persName> verwies ihn an <persName xml:id="persName_442451dc-bdbb-4bcb-bcf6-443e6b062dbd">Falkenberg<name key="PSN0110986" style="hidden">Falkenberg, Heinrich Friedrich Ludwig (1771-1845)</name></persName>, um das voreilige Publiciren in öffentl. Blättern zu verhüten. Ich habe nun auch strengere Aufsicht bei uns und laße das Vorderhaus um 7 schließen. <persName xml:id="persName_1c4db5d8-8007-4c60-8252-46ea1129ecdd">Lindblad<name key="PSN0112854" style="hidden">Lindblad, Adolf Fredrik (1801-1878)</name></persName> hat einen Hausschlüßel. Die Hut des eisernen Kastens ängstigt mich doch bei unserer ländlichen Offenheit; ich wollte, Du hättest erlaubt, ihn in das obere Kämmerchen über dem Saal zu stellen. Gesteh’, es wäre eben so auffallend, hätte man einen Schrank geleert, die andern nicht, hätte Betten und Silber stehen laßen, als wenn niemand die Unvorsichtigkeit benutzt hätte, eine offne Wohnung Preis zu geben. Die Ungewißheit, ob gestohlen worden, peinigt uns nun noch wenigstens 5 Tage. War der Dieb klug, so könnte er freilich die Münzen am Unverdächtigsten in der Tasche fortbringen. – Sage mir, liebster Mann! ob ich <persName xml:id="persName_26620676-c0b6-4ca1-b046-34f34bbb5b51">Keferstein<name key="PSN0112335" style="hidden">Keferstein, Keferstein, Bekannter von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</name></persName> das Brennholz bezahlen soll, oder ob Ihr in Rechnung steht? – Ich umarme Dich und mein <persName xml:id="persName_954e39ce-ee2f-4c08-81e3-9a26ebb8a7c7">Fännchen<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName> ganz freundschaftlich und ehrlich. <persName xml:id="persName_2651b783-7d45-44f6-96ef-cbd5c215a486">Cousin Louis<name key="PSN0110325" style="hidden">Cauer, Jacob Ludwig (Louis) (1792-1834)</name></persName> hat mich gestern Vormittag besucht. </p> <p>Wie kann man in der Hitze artig sein? Ich bin schrecklich lakonisch gegen Gewohnheit und total unliebenswürdig, es geht nicht.</p> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Lea Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>