fmb-1826-04-08-01
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Berlin, 8. April 1826
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Das erste und wichtigste, was ich Ihnen zu sagen habe,
Sie wünschen
kein Menschin und außer Wien, ein Wort davon hört, eine Note davon sieht. Es ist mir von der allergrößesten Wichtigkeit in diesem Puncte recht sicher zu seyn. Der
Über die Zeit der Sendung ließe sich auch noch nicht genau bestimmen. Denn der Text wird für die hiesige Bühne an vielen Stellen geändert, und ich will ihn nur mit diesen Aenderungen abschicken, wohl wissend, wie viel strenger die Wiener Censur noch ist als die Berliner; und die
SpanischenNacht nicht scheut, um ihren Geliebten im Gebirge aufzusuchen, der sie mit zerrissenem Herzen meiden muß, obwohl er sich von ihr gesucht sieht, ein flüsternder, trippelnder Chor furchtsamer Leutchen, die zusammengerafft sind, um dem Ritter Trotz zu bieten, die aber vor seinem Anblick zusammenfallen, ist ihm alles dies im ersten Finale vereinigt zu einer Masse sonderbar und schauerlich genug, so wird er seine Rechnung dabei finden.
Nun hat aber
Mengeguter Solosänger erfordert, denn es kommen zwei Soprane, zwei erste Tenore und ein zweiter, und zwei erste Bässe und ein zweiter darin vor, deren gute Besetzung von der allergrößten Wichtigkeit für die
Nun bleibt mir nichts übrig, als nochmals für Ihr Wohlwollen und Zutrauen zu danken; und Sie zu bitten, mich auf’s angelegentlichste
Felix wollte sichs nicht nehmen lassen, meine werthe gnädige Frau! Ihnen selbst seinen Dank und seine Freude auszudrücken. Ich vermuthe,
Pfarrerauf dem Theater die Verlobung macht, dem wir nun eine Gerichtsperson substituiren werden. Was den Teufelsspuk betrift, so ist keiner darin. Ich kenne die Strenge der dortigen Censur, glaube aber nicht, daß nach dem zum Alcaden oder Alguazil umgewandelten Pfarrer noch einige ins Fleisch tief verwundende Schnitte nöthig sein werden. – Ein großes Ballet und Festspiel im 2. Akt, mit einiger spanischen Allegorie ist wesentlich nothwendig: hingegen bieten weder Dekorationen, noch Maschinerie oder costumes irgend eine Schwierigkeit, wiewohl letztere beim Ballet so schön sein können, als der impresario es seinen Absichten eben angemessen findet (und seiner Börse.) Die Decorationen bestehen bloß in mehreren freien ländlichen und Waldgegenden. Gute Sänger sind aber das Hauptbedingniß des jungen Tonsetzers der seinen ersten Versuch einem so
feinöhrigenPublikum vorzulegen wagen würde. Aus vielen Gründen ersuchen wir Sie,
sehrwichtig, so wie der 3. Tenor und die andern Bäße es nicht sind. Was indeß ein treffliches ensemble vermag, sieht man an dem Reiz der ital. Oper in Wien, die doch für deutsche Ohren wahrlich nicht im Zauber der Rossinischen Töne auf die Dauer beruhen kann.
Berlin d. 8 April 1826. Das erste und wichtigste, was ich Ihnen zu sagen habe, gnädige Frau ist der herzlichste und aufrichtigste Dank, für den freundschaftlichen Antheil, den Sie an meinem musikalischen Treiben und Schicksale nehmen wollen. Wären auch Ihre Versprechungen nicht so anziehend, Ihre Anerbietungen nicht so vortheilhaft und glücklich für mich, als sie sind, so würde ich doch Ihnen für Ihre Theilnahme dankbar und durch Ihre Erinnerung höchst erfreut seyn. Könnte ich wie Sie schöne Gedanken schön ausdrücken, so würde ich hoffen können, daß Sie meine Danksagungen beim Lesen anziehn und Ihnen Vergnügen gewähren würden; aber ich kann das nicht. Habe ich einmal gesagt: ich danke von Herzen, so ist das alles was aus meinem öden Kopfe herauszubringen ist, und Sie müssen sich folglich damit begnügen, denn es ist gut gemeint. Sie wünschen meinen Text und die Partitur oder ein Stück daraus dem Herrn v. Duport zeigen zu können. Mit welcher Freude ich darauf eingehe bedarf keiner Bemerkung, und daß es mir nur die größte Ehre, der ersprießlichste Nutzen sein kann ist auch wol keine Frage. Doch eine unumgängliche Bedingung hätte ich dabei zu machen, nämlich die, daß kein Mensch, kein Mensch in und außer Wien, ein Wort davon hört, eine Note davon sieht. Es ist mir von der allergrößesten Wichtigkeit in diesem Puncte recht sicher zu seyn. Der Herr v. Duport wird sie sehen, er wird Ihnen sein Urtheil darüber mittheilen, hoff’ ich, doch weiter darf keine Seele wissen, daß eine Oper von mir existirt und in Wien existirt. Könnte ich von Ihnen und vielleicht auch von Herrn v. Duport speciell darüber beruhigt und vom Gegentheil versichert werden, so würde ich mit der größten Freude und Zuversicht meine Oper schicken können, ohne Furcht die Aufführung hier dadurch gestört zu sehn. Über die Zeit der Sendung ließe sich auch noch nicht genau bestimmen. Denn der Text wird für die hiesige Bühne an vielen Stellen geändert, und ich will ihn nur mit diesen Aenderungen abschicken, wohl wissend, wie viel strenger die Wiener Censur noch ist als die Berliner; und die Partitur muß ich abschreiben lassen, denn ich habe die Unvorsichtigkeit begangen mein Manuscript ans Theater zu geben, ohne irgend ein anderes Exemplar davon zu besitzen. Ich muß sie mir also erst wieder fordern, man muß sie nur erst wieder hervorgraben aus den Archiven des Theaters, und dann erst fällt sie in die Hände des fleißigsten Berliner Copisten, der entsetzlich träge ist. Bis dahin hoffe ich wieder von Ihnen gehört zu haben, und werde die Oper dann gern abschicken. Daß das Ballet obligat ist versteht sich wohl von selbst, und was Herrn v. Duport’s „Spuk und Graus“ anbetrifft, so weiß ich nicht von welchem Caliber er sie verlangt. Ist ihm ein Spanisches Waldgebirge in der Mondnacht, mit Höhlen und Schluchten, ein seltsamer Ritter, der sich draus erhebt, eine Braut, die alle Schrecken der Nacht und der Spanischen Nacht nicht scheut, um ihren Geliebten im Gebirge aufzusuchen, der sie mit zerrissenem Herzen meiden muß, obwohl er sich von ihr gesucht sieht, ein flüsternder, trippelnder Chor furchtsamer Leutchen, die zusammengerafft sind, um dem Ritter Trotz zu bieten, die aber vor seinem Anblick zusammenfallen, ist ihm alles dies im ersten Finale vereinigt zu einer Masse sonderbar und schauerlich genug, so wird er seine Rechnung dabei finden. Nun hat aber meine Oper die Eigenschaft, oder wenn Sie wollen, den Fehler, daß sie nicht nur ein gutes Orchester und Chor (von deren Vortrefflichkeit in Wien ich auch ohne Ihre Versicherung schon überzeugt gewesen wäre) sondern auch gute Solosänger, und eine Menge guter Solosänger erfordert, denn es kommen zwei Soprane, zwei erste Tenore und ein zweiter, und zwei erste Bässe und ein zweiter darin vor, deren gute Besetzung von der allergrößten Wichtigkeit für die Oper und ihren Erfolg ist. Wenn Sie nun also in Ihrem nächsten Briefe, dem ich ja wohl entgegensehen darf, mir genau und aufrichtig die Kräfte und Aussichten des Theaters schildern wollten, so würden Sie mich sehr verbinden und sehr erfreuen. Nun bleibt mir nichts übrig, als nochmals für Ihr Wohlwollen und Zutrauen zu danken; und Sie zu bitten, mich auf’s angelegentlichste Ihren beiden Söhnen zu empfehlen. Mit Ehrfurcht und Ergebenheit Felix Mendelssohn Bartholdy. Felix wollte sichs nicht nehmen lassen, meine werthe gnädige Frau! Ihnen selbst seinen Dank und seine Freude auszudrücken. Ich vermuthe, H. v. Duport wolle sich selbst von dem Werth oder Unwerth der Komposition überzeugen, was ich ihm gar nicht verarge, und deßhalb fordern Sie ein Probestückchen der Oper . Das soll Ihnen auch so bald als möglich werden, wie wohl ich überzeugt bin, der Werth einer Oper könne nach einem Fragment nicht beurtheilt werden. – An dem Text fand die hiesige Direktion nichts anders zu rügen, als daß ein Pfarrer auf dem Theater die Verlobung macht, dem wir nun eine Gerichtsperson substituiren werden. Was den Teufelsspuk betrift, so ist keiner darin. Ich kenne die Strenge der dortigen Censur, glaube aber nicht, daß nach dem zum Alcaden oder Alguazil umgewandelten Pfarrer noch einige ins Fleisch tief verwundende Schnitte nöthig sein werden. – Ein großes Ballet und Festspiel im 2. Akt, mit einiger spanischen Allegorie ist wesentlich nothwendig: hingegen bieten weder Dekorationen, noch Maschinerie oder costumes irgend eine Schwierigkeit, wiewohl letztere beim Ballet so schön sein können, als der impresario es seinen Absichten eben angemessen findet (und seiner Börse. ) Die Decorationen bestehen bloß in mehreren freien ländlichen und Waldgegenden. Gute Sänger sind aber das Hauptbedingniß des jungen Tonsetzers der seinen ersten Versuch einem so feinöhrigen Publikum vorzulegen wagen würde. Aus vielen Gründen ersuchen wir Sie, H. v. Duport zu einer kleinen schriftlichen Aufforderung zu vermögen. – Felix schreibt seine Partituren so sauber, daß er sein Mskt. der Direktion übergab und unvorsichtig genug war, keine Kopie zu nehmen. Sollte H. v. Duport wirklich nach einer Probe auf die Oper eingehen, so würde er vielleicht die Güte haben, die Kosten der Kopie zu übernehmen. Die Oper ist übrigens in 2 Akte eingetheilt, füllt aber dennoch den Abend aus. Das sujet ist sentimental, heiter und mitunter komisch. Ueber die Musik hat Kapellmeister Schneider, der im comité sein Gutachten abzugeben verbunden war, ein sehr günstiges Urtheil gefällt. Spontini ist erst kürzlich zurückgekommen und hat sie noch nicht gesehen. – Held und Heldin der Oper erfordern gute und intelligente Sänger; bei ersterm dachte Felix unverkennbar an unsern trefflichen Bader, so wie bei der prima donna an Mde. Seidler. Dann muß ein guter komischer Baßist da sein; der 2. Tenor hat eine angenehme heitre Partie, die aber nicht bedeutend groß ist, aber auch gutes Spiel erfordert. Der 2. Sopran ist ebenfalls nicht sehr wichtig, so wie der 3. Tenor und die andern Bäße es nicht sind. Was indeß ein treffliches ensemble vermag, sieht man an dem Reiz der ital. Oper in Wien, die doch für deutsche Ohren wahrlich nicht im Zauber der Rossinischen Töne auf die Dauer beruhen kann. Ich empfehle mich Ihrem geneigten Andenken bestens und bitte wegen dieser flüchtigen Zeilen um Vergebung. Von Herzen gute Beßerung bei der eintretenden schönen Jahrszeit in Baden! Gewiß gelingt das Dichten unter so freundlicher Umgebung am sichersten. Ihre L. F. P. Mendelssohn Bartholdy. Leipzig. Str. 3.
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Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p></editorialDecl></encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1826-04-08" xml:id="date_62631955-13a0-42a5-9a91-050c0d180d73">8. 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Wären auch Ihre Versprechungen nicht so anziehend, Ihre Anerbietungen nicht so vortheilhaft und glücklich für mich, als sie sind, so würde ich doch Ihnen für Ihre Theilnahme dankbar und durch Ihre Erinnerung höchst erfreut seyn. Könnte ich wie Sie schöne Gedanken schön ausdrücken, so würde ich hoffen können, daß Sie meine Danksagungen beim Lesen anziehn und Ihnen Vergnügen gewähren würden; aber ich kann das nicht. 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Ist ihm ein Spanisches Waldgebirge in der Mondnacht, mit Höhlen und Schluchten, ein seltsamer Ritter, der sich draus erhebt, eine Braut, die alle Schrecken der Nacht und der <hi rend="underline">Spanischen</hi> Nacht nicht scheut, um ihren Geliebten im Gebirge aufzusuchen, der sie mit zerrissenem Herzen meiden muß, obwohl er sich von ihr gesucht sieht, ein flüsternder, trippelnder Chor furchtsamer Leutchen, die zusammengerafft sind, um dem Ritter Trotz zu bieten, die aber vor seinem Anblick zusammenfallen, ist ihm alles dies im ersten Finale vereinigt zu einer Masse sonderbar und schauerlich genug, so wird er seine Rechnung dabei finden.</p> <p>Nun hat aber <title xml:id="title_be644271-2dbf-43d8-b385-a84757213149">meine Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_fc8jq9kj-ysos-utky-q9wy-btc0satzdng4"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> die Eigenschaft, oder wenn Sie wollen, den Fehler, daß sie nicht nur ein gutes Orchester und Chor (von deren Vortrefflichkeit in Wien ich auch ohne Ihre Versicherung schon überzeugt gewesen wäre) sondern auch gute Solosänger, und eine <hi rend="underline">Menge</hi> guter Solosänger erfordert, denn es kommen zwei Soprane, zwei erste Tenore und ein zweiter, und zwei erste Bässe und ein zweiter darin vor, deren gute Besetzung von der allergrößten Wichtigkeit für die <title xml:id="title_79edad79-4683-4caf-91d0-13de3f5b303a">Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_w2w4phgw-aetz-mqqq-vdsg-zg4fgsgjq4x7"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> und ihren Erfolg ist. Wenn Sie nun also in Ihrem nächsten Briefe, dem ich ja wohl entgegensehen darf, mir genau und aufrichtig die Kräfte und Aussichten des Theaters schildern wollten, so würden Sie mich sehr verbinden und sehr erfreuen. </p> <p>Nun bleibt mir nichts übrig, als nochmals für Ihr Wohlwollen und Zutrauen zu danken; und Sie zu bitten, mich auf’s angelegentlichste <persName xml:id="persName_8d6504b4-0941-4485-8806-1c0e9056a0f0">Ihren beiden Söhnen<name key="PSN0110365" style="hidden">Chézy, Max von (1808-1846)</name><name key="PSN0110366" style="hidden">Chézy, Wilhelm Theodor von (1806-1865)</name></persName> zu empfehlen. </p> <closer rend="right" xml:id="closer_38d71b56-89ea-4d18-857a-afeb34a689c9">Mit Ehrfurcht und Ergebenheit</closer> <signed rend="right">Felix Mendelssohn Bartholdy.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_d85f55ab-8205-421f-b9a4-583512ee7578"> <docAuthor key="PSN0113260" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_1debb59b-7b48-4900-b4e3-7d9197d348a2">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113260" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_3e08f1c2-c296-4a81-bf45-88ab2523830a">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Felix wollte sichs nicht nehmen lassen, meine werthe gnädige Frau! Ihnen selbst seinen Dank und seine Freude auszudrücken. Ich vermuthe, <persName xml:id="persName_946aa3c6-d097-4760-81c4-e8b06ad9677e">H. v. Duport<name key="PSN0110788" style="hidden">Duport, Louis-Antoine (1785-1853)</name></persName> wolle sich selbst von dem Werth oder Unwerth der <title xml:id="title_6088241b-9296-4f24-981e-175ef90b1889">Komposition<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wfb3uyc6-4cz0-zti5-6sie-pyi6emk6boqw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> überzeugen, was ich ihm gar nicht verarge, und deßhalb fordern Sie ein Probestückchen der <title xml:id="title_b10a1e6f-f05e-4e7d-a49d-ad0d8c85e933">Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_8azmsd6r-xeye-uxnm-6bqg-gegmmyj2ullw"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title>. Das soll Ihnen auch so bald als möglich werden, wie wohl ich überzeugt bin, der Werth einer Oper könne nach einem Fragment nicht beurtheilt werden. – An dem Text fand die hiesige Direktion nichts anders zu rügen, als daß ein <hi rend="underline">Pfarrer</hi> auf dem Theater die Verlobung macht, dem wir nun eine Gerichtsperson substituiren werden. Was den Teufelsspuk betrift, so ist keiner darin. Ich kenne die Strenge der dortigen Censur, glaube aber nicht, daß nach dem zum Alcaden oder Alguazil umgewandelten Pfarrer noch einige ins Fleisch tief verwundende Schnitte nöthig sein werden. – Ein großes Ballet und Festspiel im 2. Akt, mit einiger spanischen Allegorie ist wesentlich nothwendig: hingegen bieten weder Dekorationen, noch Maschinerie oder costumes irgend eine Schwierigkeit, wiewohl letztere beim Ballet so schön sein können, als der impresario es seinen Absichten eben angemessen findet (und seiner Börse.) Die Decorationen bestehen bloß in mehreren freien ländlichen und Waldgegenden. Gute Sänger sind aber das Hauptbedingniß des jungen Tonsetzers der seinen ersten Versuch einem so <hi rend="underline">feinöhrigen</hi> Publikum vorzulegen wagen würde. Aus vielen Gründen ersuchen wir Sie, <persName xml:id="persName_0020d876-fad5-492d-b221-09a09832724f">H. v. Duport<name key="PSN0110788" style="hidden">Duport, Louis-Antoine (1785-1853)</name></persName> zu einer kleinen schriftlichen Aufforderung zu vermögen. – Felix schreibt seine Partituren so sauber, daß er sein <title xml:id="title_d5af2945-cc43-42d9-a02b-f21f05d4f5d0">Mskt.<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_8utgkenn-nz4z-yykx-jqmu-2lgth5aq0gwh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> der Direktion übergab und unvorsichtig genug war, keine Kopie zu nehmen. Sollte <persName xml:id="persName_4c94291c-a0ad-4444-bf48-64aef7bbfe81">H. v. Duport<name key="PSN0110788" style="hidden">Duport, Louis-Antoine (1785-1853)</name></persName> wirklich nach einer Probe auf die <title xml:id="title_cdc1df01-2786-49a7-9190-9bfc0ee1ca4e">Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_9vmycgfp-bmjr-zawp-okur-cpgmkzz1kfpk"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> eingehen, so würde er vielleicht die Güte haben, die Kosten der Kopie zu übernehmen. Die <title xml:id="title_3f7017f6-1701-4241-bdad-9c75bf530862">Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_tz9o29wq-muvq-53hr-lgqk-d9dszc6ydj3j"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> ist übrigens in 2 Akte eingetheilt, füllt aber dennoch den Abend aus. Das sujet ist sentimental, heiter und mitunter komisch. Ueber die Musik hat <persName xml:id="persName_df8ca52d-471d-48e3-a697-a978c51c3d78">Kapellmeister Schneider<name key="PSN0114644" style="hidden">Schneider, Georg Abraham (1770-1839)</name></persName>, der im comité sein Gutachten abzugeben verbunden war, ein sehr günstiges Urtheil gefällt. <persName xml:id="persName_470780d3-11a7-4534-8302-9b1777b5978d">Spontini<name key="PSN0115037" style="hidden">Spontini, Gaspare Luigi Pacifico (1774-1851)</name></persName> ist erst kürzlich zurückgekommen und hat sie noch nicht gesehen. – Held und Heldin der Oper erfordern gute und intelligente Sänger; bei ersterm dachte Felix unverkennbar an unsern trefflichen <persName xml:id="persName_d83dceac-4c2f-44c9-888b-429780060ad2">Bader<name key="PSN0109627" style="hidden">Bader, Karl Adam (1789-1870)</name></persName>, so wie bei der prima donna an <persName xml:id="persName_b58bce69-afe5-494f-b052-733938123cc9">Mde. Seidler<name key="PSN0114851" style="hidden">Seidler, Caroline (1790-1872)</name></persName>. Dann muß ein guter komischer Baßist da sein; der 2. Tenor hat eine angenehme heitre Partie, die aber nicht bedeutend groß ist, aber auch gutes Spiel erfordert. Der 2. Sopran ist ebenfalls nicht <hi rend="underline">sehr</hi> wichtig, so wie der 3. Tenor und die andern Bäße es nicht sind. Was indeß ein treffliches ensemble vermag, sieht man an dem Reiz der ital. Oper in Wien, die doch für deutsche Ohren wahrlich nicht im Zauber der Rossinischen Töne auf die Dauer beruhen kann. </p> <closer rend="left" xml:id="closer_11a52785-eafc-42f5-b70c-32e015dde99d">Ich empfehle mich Ihrem geneigten Andenken bestens und bitte wegen dieser flüchtigen Zeilen um Vergebung. Von Herzen gute Beßerung bei der eintretenden schönen Jahrszeit in Baden! Gewiß gelingt das Dichten unter so freundlicher Umgebung am sichersten. </closer> <signed rend="right">Ihre L. F. P. Mendelssohn Bartholdy.</signed> </div> <div type="sender_address" xml:id="div_b0a6547c-e93e-4ddb-83f8-140b797ae247"> <p style="paragraph_left"> <address> <addrLine>Leipzig. Str. 3.</addrLine> </address> </p> </div> </body> </text></TEI>