fmb-1825-04-18-02
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Paris, 18. April 1825
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Verzeihen Sie mir,
Aber dafür sind eine Menge ausübender Künstler hier, wie sie, glaub’ ich, nie zusammen waren.
Paris d. 18 April 25. Verzeihen Sie mir, lieber Herr Professor, daß ich so lange Ihnen noch nicht geschrieben. Aber wir leben hier wirklich in einem Strudel, der uns immer fortreißt, und mich kaum zur Besinnung kommen läßt; auch wollte ich Ihnen gern über hiesige Musik etwas, und wo möglich etwas erfreuliches mittheilen; doch wird das leider nicht gehn, denn in Hinsicht auf Musik ist nicht viel Vergnügen hier zu holen; ich wenigstens habe noch nicht viel gehabt. Alle alle sind unzufrieden, und verstimmt; einer haßt den andern, einer intrigirt gegen den andern, jeder sagt, er ganz allein sey zu beklagen, kurz es sieht eben so schlecht, wo nicht noch viel schlechter aus, als in Berlin. Alles geht durch Intrigen, Kreuzer ist abgesetzt, Baillot hat eine untergeordnete Stelle, Cherubini hat seinen Abschied gefordert, kurz sie sind wie Kesselflickervolk. An die Kunst denken sie natürlich gar nicht dabei, neue Sachen studiren sie nicht ein, die alten gehen (wie ich allgemein höre) von Tage zu Tage schlechter, und nur Rossini gefällt dem Publicum. Aber dafür sind eine Menge ausübender Künstler hier, wie sie, glaub’ ich, nie zusammen waren. Cherubini, Hummel, Kalkbrenner, Moscheles, Pixis, die beiden Herz, Lißt, Rode, Baillot, Kreuzer, Vidal, Onzlow, Rossini, Meyerbeer, Pleyel, Auber, und viele andre habe ich kennen gelernt, und alle waren sehr liebenswürdig und freundlich gegen mich. Cherubini kann ich nicht oft sehen, weil er jetzt mit einer Krönungsmesse sehr beschäftigt, und niemand zu sich läßt, doch war ich neulich bei ihm, und er sprach sehr freundlich mit mir, ließ mir ein Billet zu seiner Loge in einem Concert holen, was den Tag statt fand, und forderte mich auf, ihm meine Oper zu zeigen, sobald er seine Musik beendigt hätte. Kurz er ist sehr artig und höflich gegen mich, wenn wir allein sind, sobald aber andre Leute dazu kommen, wird er kalt, und spricht wenig mit mir, und dennoch wundern die Leute sich noch, und versichern, es wäre seine Gewohnheit junge Musiker gar nicht anzusehen, und mit mir hat er neulich in Gesellschaft freundlich gesprochen! Deswegen haben mich viele beneidet. Da ich noch nach Hause schreiben muß, so werde ich schließen. Leben Sie wohl, liebster Herr Professor, grüßen Sie Doris und Ottmer von mir. Nächstens mehr von Ihrem ergebnen Felix.
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Liebmann Meyer Beer), Giacomo (Jakob) (1791-1864)</name></persName>, <persName xml:id="persName_a1b8a3d7-9558-4486-8a9c-c02b26d6c11e">Pleyel<name key="PSN0113904" style="hidden">Pleyel, Joseph Stephan Camille (1788-1855)</name></persName>, <persName xml:id="persName_dd3d1f06-bc16-4a2e-b468-baa971c48d52">Auber<name key="PSN0109578" style="hidden">Auber, Daniel-François-Esprit (1782-1871)</name></persName>, und viele andre habe ich kennen gelernt, und alle waren sehr liebenswürdig und freundlich gegen mich. <persName xml:id="persName_d4c8da22-ad2f-4ffd-bd4d-17e7f67fdfac">Cherubini<name key="PSN0110361" style="hidden">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name></persName> kann ich nicht oft sehen, weil er jetzt mit einer <title xml:id="title_6537aba7-700f-4023-9b00-6a6ac3c805ef">Krönungsmesse<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760–1842)</name><name key="CRT0108378" style="hidden" type="music">Krönungsmesse A-Dur für Charles X.</name></title> sehr beschäftigt, und niemand zu sich läßt, doch war ich neulich bei ihm, und er sprach sehr freundlich mit mir, ließ mir ein Billet zu seiner Loge in einem Concert holen, was den Tag statt fand, und forderte mich auf, ihm meine Oper zu zeigen, sobald er seine Musik beendigt hätte. 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Leben Sie wohl, liebster Herr Professor, grüßen Sie <persName xml:id="persName_b536d085-9113-400a-b272-f11cadb0d4e3">Doris<name key="PSN0115918" style="hidden">Zelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852)</name></persName> und <persName xml:id="persName_f80b5448-e9ce-4f11-9b8c-0e875a04ffe4">Ottmer<name key="PSN0113707" style="hidden">Ottmer, Carl Theodor (1800-1843)</name></persName> von mir. Nächstens mehr </closer> <signed rend="right">von Ihrem ergebnen</signed> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> </body> </text></TEI>