fmb-1825-04-01-01
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Paris, 1. April 1825
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
5 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Von heute an wird unsre Thür bis 12 Uhr für uns und für die andern geschlossen bleiben, und dann bekommt man endlich mal die Zeit seiner Schwester einen längern Brief zu schreiben. Eigentlich habe ich dir,
Sonntag früh war eine musikalische Gesellschaft beim
Auf den Abend hatte ich mir mit
genießenkönnen, hörte
Montag früh besuchte ich
Und so könnte ich noch zwei Bogen lang plaudern, und schwatzen und erzählen, aber da ich überhaupt bekanntlich das Lange nicht liebe, und Paulo seinen Brief beantworten muß, so will ich dann schließen.
Sage
Sage
Wie befindest du dich? Ich hoffe es wird dir recht gut gehn. Paris ist eine recht große Stadt. Es giebt auch viel Kuchen hier.
N. S. Ich habe eben starken Hunger.
Nachricht. An
Freitag d. 1 April 1825. Von heute an wird unsre Thür bis 12 Uhr für uns und für die andern geschlossen bleiben, und dann bekommt man endlich mal die Zeit seiner Schwester einen längern Brief zu schreiben. Eigentlich habe ich dir, liebe Fanny noch gar nichts erzählt, und drum will ich mich denn gleich ins Schwatzen hineinbegeben. Aber wie weit muß ich ausholen. Sonntag früh war eine musikalische Gesellschaft beim Baron Trémont. Viel Zuhörer, in wenig Stuben. Viel Musik, wenig gute. Ich lernte da Onzlow, Vidal, Boëly, Mlle. Schauroth (eine junge Klavierspielerinn) u. s. w. kennen. Als wir hinkamen spielte man ein Quartett von Trémont, das sollte jedermann für ein Haydnsches halten. Ja Kuchen! So eine feine Nase haben wir, um Trémont von Haydn zu sondern. Doch für einen Dilettanten wars recht hübsch, und rein im Satze. Vidal spielte die erste Geige, David (ein Liebhaber) die zweite, der Baron selbst die Bratsche, ein andrer Liebhaber das Cello. Das Bratschenwischen des Baron ist einzig. Diese Angst, dieser Ton, diese Stellung, sein in Verzückung gelalltes charmant, das läßt sich nicht beschreiben! Der Vidal spielt nicht ganz glatt und geschniegelt, aber mit Leben, Feuer und Accent, und soll sehr gut von Blatt treffen. Nun kam ein Quartett von Onzlow, aus e moll. Das Andante und letzte Stück waren recht hübsch, die beiden andern so kühl und matt, wie gewöhnlich. Als Leute die zu spät kamen Onzlow fragten, ob man Compositionen von ihm gespielt hätte, antwortete er lächelnd: On a galoppé un quatuor. Die Pariser und besonders die Pariserinnen waren aber entzückt, alle Augenblicke sagten sie ein gerührtes: Hm! Du verstehst doch, was ich meine? Als es aus war, drängt sich ein Knabe von ungefähr 12 Jahren mit 2 Orden hinter mir vor. Wer konnte das anders sein als Baron Praun? Der wars auch wirklich sein Hofmeister brachte und stimmte ihm seine Geige, und mit der größten Anmaßung stellte er sich hin und fing an, ein Quartett von Mayseder erbärmlich zu kratzen. Als der erste Theil aus war, hielt er still und ließ sich vom Hofmeister seine Geige stimmen, und so that er noch zweimal im ersten Stücke. Er spielt falsch, unsicher, ohne Gefühl – das ist der berühmte Baron Praun. Dann kam ein Quintett von Mozart aus a dur, für die Saiteninstrumente und eine Clarinette. Es sind sehr schöne Sachen drin, aber die Jugendarbeit giebt sich in jeder Note, besonders in den Variationen, die statt des letzten Stücks stehen, deutlich zu erkennen. Endlich ein Clavierconcert von Mozart aus c dur, gespielt von Pleyel. Er machte zwei Cadenzen, welche länger, als das ganze Concert waren, und hatte sich überhaupt das Stück mit coquetten Maniren, wie sie in Rossini allenfalls passen, verziert; bald war er oben, bald unten, hier ein Triller, dort ein Läufer, hier ein Doppelschlag, dort eine vorgehaltne None, kurz ein Concert von Mozart revue & corrigé par C. Pleyel. Ich höre, daß er die Idee hat, mit Kalkbrenner zusammen wirklich die Mozartschen Concert herauszugeben. Das ist doch ein bissel stark? – (Ich habe noch vergessen zu sagen, daß Hr. Camille den Contrabaß spielte. ) Nun wars aus, und die Pariser waren entzückt. Übrigens hat mich Hr. von Trémont freundlichst eingeladen Sonntag etwas bei ihm zu spielen, und ich werde mein fmoll Quartett vorreiten. Auf den Abend hatte ich mir mit Rode ein Rendezvous bei Reicha gegeben. Der steht hier überall im Rufe eines Schuhu, man darf das Wort Quinten nicht aussprechen wenn er in der Stube ist, und er schämt sich auch wirklich freundlich zu sein. Ich wurde ihm bei Erard vorgestellt, und er gab sich alle Mühe mich mit recht trocknem Gesichte, und noch trocknern Redensarten aufzunehmen, denn es standen viel Leute um ihn herum. Als ich ihn aber nachher in einer Ecke des Zimmers allein traf, faßte er mich sehr freundlich bei der Hand, und sagte, Rode hätte ihm schon von mir Gutes gesagt, und er wäre neugierig mich näher kennen zu lernen. Kurz ich kam Sonntag Abend zu ihm, und spielte ihm erst meine c moll Fuge, dann meine c moll Symphonie vor. Nach der Einleitung der Fuge, frug er wohlbedächtig, ob ich Händel studirt hätte? Und nach der Fuge sagte er dann, er sehe wol, daß ich was gelernt hätte. Auch die Symphonie gefiel ihm. Zum Epilog gab er mir eine gewaltige Schimpfrede auf die jetzige Musik zum Besten, und versicherte Rode, wenn er jung wäre, und die Erfahrung, die er hat, auch schon besäße, würde ihn das musikalische Elend abschrecken Musiker zu werden. Den Abend war ich noch bei Mde. Valentin, deren diner ich, wegen der Visite bei Reicha im eigentlichsten Sinne nicht hatte genießen können, hörte Hummels Doppelsonate von ihm selbst und Moscheles gespielt, hörte Moscheles zweimal phantasiren, hörte Pixis und Moscheles eine Ouvertüre vom erstern spielen, hörte es zwölfe schlagen, und ging nach Hause. Montag früh besuchte ich Hummel, und fand bei ihm Onzlow und – Boucher; der erkannte mich erst nicht, als er aber meinen Namen hörte, wurde er wie toll, umarmte mich hundertmal, lief in der Stube rum, brüllte und weinte, hielt mir eine übertriebene unsinnige Lobrede gegen Onzlow, lief mit mir fort, um Vater zu sehen; da der aber nicht mehr zu Hause war, so machte er im Hôtel einen Lärm, das die Leute zusammenliefen, nahm Abschied, lief mir dann auf der Treppe nach, umarmte mich etc. Gestern früh kam er mit vier Trägern zu uns gerumpelt, und brachte den Flügel seiner Frau, und nahm sich unser schlechtes Instrument dafür. Dann ging er mit uns zu Giraudet, um dessen hinterlassene Bilder zu sehen, worunter einige sehr schöne Sachen sind. Den Abend war großes Concert bei Bonnemaison. Ein göttlicher Musiksaal ist da, mit lauter schönen Bildern behängt. Man gab erst das Kyrie a 3 von Cherubini, dann eine Arie aus der Schöpfung, ein agnus dei von Hummel (zu lustig) und das requiem von Mozart. Hummel, dirigirte und nahm unvernünftig schnelle Tempi. Ich spielte mit, an einem Pulte mit Romberg. Neben mir, nur durch eine Ballustrade getrennt saß Mde. Cherubini mit ihrer (wie Benedix sagt) göttlich hübschen Tochter. Obwohl ich dem Cherubini schon bei Erard vorgestellt war, so stellte mich Halevy ihm noch einmal vor, er war außerordentlich freundlich, er will mich den Montag in die königliche Kapelle mitnehmen, wo man eine Messe von ihm hören wird, erlaubte mir ihn zu besuchen, war sehr höflich, sagte mir beim Weggehn: adieu, à lundi kurz er war so wie alle Leute sagen, wie er selten ist. Die Ursache seiner Unzugänglichkeit soll sein, daß seine Frau ihn gewaltig unterm Pantoffel hält, etc. etc. etc. Und so könnte ich noch zwei Bogen lang plaudern, und schwatzen und erzählen, aber da ich überhaupt bekanntlich das Lange nicht liebe, und Paulo seinen Brief beantworten muß, so will ich dann schließen. Sage Herrn Heyse, daß es mir ganz drollig vorkommt einen ganzen Chor singen zu hören: Tüba mirom, oder dictürüs, maximom etc. Ich werde nächste Woche anfangen Latein zu treiben, mit einem Bruder von Halevy. Sage ihm auch, daß ich ihm sehr bald, sehr viel schreibe. Sage Ritz, Onzlow habe keine Note aus Fidelio gekannt. Ich spielte ihm die Ouvertüre auf einem ganz schlechten Klaviere vor; und er war ganz außer sich, kratzte sich im Kopfe instrumentirte sie in Gedanken, sang am Ende in der Entzückung mit, kurz war ganz toll. Nächsten Posttag bekommt dieser lange Edeward, wie auch Herr Professor Zelter einen Brief von mir. Du wirst mir also dann nicht übel nehmen, daß ich dir nicht schreibe. Ach ja, sage Ritz, ich hätte gestern Abend eine Menge erste und zweite Grade gemacht. Aber mein gewöhnliches Pech habe mich nicht im Stiche gelassen. Frag’ ihn ob er wisse, was fes moll ist? Er soll sich die Grade ein bischen einstudiren, um meinen kommenden Brief zu verstehen. Denn der wird wimmeln! wimmeln! Die ganze junge Garde wird gegrüßt! Eichthal schreibe ich bald. Beckchen soll was von sich hören lassen. Felix. Lieber Paul! Wie befindest du dich? Ich hoffe es wird dir recht gut gehn. Paris ist eine recht große Stadt. Es giebt auch viel Kuchen hier. Nun will ich meinen Brief schließen. Grüße Ede Schatz, und Wilhelm Benicke, auch Herrn Strunz, von deinem dich liebenden Bruder. N. S. Ich habe eben starken Hunger. Nachricht. An meiner Oper habe ich noch keinen Strich gearbeitet.
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Wer konnte das anders sein als <persName xml:id="persName_f9f326c0-9338-4376-a226-c88585f59ca1">Baron Praun<name key="PSN0113974" style="hidden">Praun, Sigismund Otto Freiherr von (1811-1830)</name></persName>? Der wars auch wirklich sein Hofmeister brachte und stimmte ihm seine Geige, und mit der größten Anmaßung stellte er sich hin und fing an, ein Quartett von <persName xml:id="persName_99d9bacd-4e41-4bf3-bb9a-c09a4e2f9ee9">Mayseder<name key="PSN0113157" style="hidden">Mayseder, Joseph (1789-1863)</name></persName> erbärmlich zu kratzen. Als der erste Theil aus war, hielt er still und ließ sich vom Hofmeister seine Geige stimmen, und so that er noch zweimal im ersten Stücke. Er spielt falsch, unsicher, ohne Gefühl – das ist der berühmte <persName xml:id="persName_010ebcde-4422-4525-b250-cdb9d57f2fd3">Baron Praun<name key="PSN0113974" style="hidden">Praun, Sigismund Otto Freiherr von (1811-1830)</name></persName>. Dann kam ein <title xml:id="title_c4ad2151-6ab6-48a1-b0e3-3662e7be2a68">Quintett von Mozart aus a dur<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110097" style="hidden" type="music">Klarinettenquintett A-Dur, KV 581 (Stadler-Quintett)</name></title>, für die Saiteninstrumente und eine Clarinette. Es sind sehr schöne Sachen drin, aber die Jugendarbeit giebt sich in jeder Note, besonders in den Variationen, die statt des letzten Stücks stehen, deutlich zu erkennen. Endlich ein Clavierconcert von <persName xml:id="persName_f759b331-e0c7-43b7-b53e-e53afca55fed">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName> aus c dur, gespielt von <persName xml:id="persName_717b7de9-65ee-43f6-8199-8fb954424071">Pleyel<name key="PSN0113904" style="hidden">Pleyel, Joseph Stephan Camille (1788-1855)</name></persName>. Er machte zwei Cadenzen, welche länger, als das ganze Concert waren, und hatte sich überhaupt das Stück mit coquetten Maniren, wie sie in <persName xml:id="persName_c6f3a83a-65ab-4ced-aa6d-5ff616688799">Rossini<name key="PSN0114299" style="hidden">Rossini, Gioachino Antonio (1792-1868)</name></persName> allenfalls passen, verziert; bald war er oben, bald unten, hier ein Triller, dort ein Läufer, hier ein Doppelschlag, dort eine vorgehaltne None, kurz ein Concert von <persName xml:id="persName_de06dea7-8c3e-4589-bdb4-c7fa6fd2c015">Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName> revue & corrigé par <persName xml:id="persName_8a2a4381-c853-4c62-bde2-7b3896f6c784">C. Pleyel<name key="PSN0113904" style="hidden">Pleyel, Joseph Stephan Camille (1788-1855)</name></persName>. Ich höre, daß er die Idee hat, mit <persName xml:id="persName_315b163c-d537-4883-b24d-d27d24d1a07f">Kalkbrenner<name key="PSN0112301" style="hidden" type="person">Kalkbrenner, Friedrich Wilhelm Michael (1785-1849)</name></persName> zusammen wirklich die <persName xml:id="persName_a069e22e-e3b3-4fc5-a05b-141a43d3e5fe">Mozartschen<name key="PSN0113466" style="hidden">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name></persName> Concert herauszugeben. Das ist doch ein bissel stark? – (Ich habe noch vergessen zu sagen, daß <persName xml:id="persName_ea377707-9109-4102-87d8-ab53269d7767">Hr. Camille<name key="PSN0113904" style="hidden">Pleyel, Joseph Stephan Camille (1788-1855)</name></persName> den Contrabaß spielte.) Nun wars aus, und die Pariser waren entzückt. Übrigens hat mich <persName xml:id="persName_eadffa88-56d3-4e13-b347-7785cb987032">Hr. von Trémont<name key="PSN0111383" style="hidden">Girod de Vienney, Louis Philippe Joseph (seit 1810) Baron de Trémont (1779-1852)</name></persName> freundlichst eingeladen Sonntag etwas bei ihm zu spielen, und ich werde <title xml:id="title_c0524ba2-aa32-4547-938b-0daf97a61b70">mein fmoll Quartett<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_bhcm6wxp-acoh-691b-imkx-mwycrbmxpmov"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="chamber_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="chamber_music_with_piano" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100374" style="hidden">Quartett Nr. 2 f-Moll für Klavier, Violine, Viola und Violoncello, 9. November 1823 bis [Anfang 1824]<idno type="MWV">Q 13</idno><idno type="op">2</idno></name></title> vorreiten.</p> <p>Auf den Abend hatte ich mir mit <persName xml:id="persName_a93ee1de-7bb0-4a65-a72e-109a6a4a4c73">Rode<name key="PSN0114251" style="hidden">Rode, Jacques Pierre Joseph (1774-1830)</name></persName> ein Rendezvous bei <persName xml:id="persName_c87fcdca-8398-4cbe-adfd-b42aea934227">Reicha<name key="PSN0114104" style="hidden">Reicha (Rejcha), Anton (Antonín, Antoine, Anton-Joseph) (1770-1836)</name></persName> gegeben. Der steht hier überall im Rufe eines Schuhu, man darf das Wort Quinten nicht aussprechen wenn er in der Stube ist, und er schämt sich auch wirklich freundlich zu sein. Ich wurde ihm bei <persName xml:id="persName_84bb5afd-877b-40d4-8453-333c32aebbec">Erard<name key="PSN0110925" style="hidden">Érard, Sébastien (1752-1831)</name></persName> vorgestellt, und er gab sich alle Mühe mich mit recht trocknem Gesichte, und noch trocknern Redensarten aufzunehmen, denn es standen viel Leute um ihn herum. Als ich ihn aber nachher in einer Ecke des Zimmers allein traf, faßte er mich sehr freundlich bei der Hand, und sagte, <persName xml:id="persName_2233e33c-bfc6-4605-9f23-a6b80795665a">Rode<name key="PSN0114251" style="hidden">Rode, Jacques Pierre Joseph (1774-1830)</name></persName> hätte ihm schon von mir Gutes gesagt, und er wäre neugierig mich näher kennen zu lernen. Kurz ich kam Sonntag Abend zu ihm, und spielte ihm erst <title xml:id="title_810fd439-fe84-400e-9cd4-1ff7d19cebe2">meine c moll Fuge<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="" style="hidden" subtype="" type=""><idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title>, dann <title xml:id="title_39c8eb4c-f688-46b0-848a-cab6f778b465">meine c moll Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_yrhtkvep-mbss-i1bl-rq5q-gzir2rwwjhxu"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title> vor. <title xml:id="title_04882cde-1bcc-49ea-b2cc-167d2b9db815">Nach der Einleitung der Fuge<name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="" style="hidden" subtype="" type=""><idno type="MWV"></idno><idno type="op"></idno></name></title>, frug er wohlbedächtig, ob ich <persName xml:id="persName_5d2a6323-e82d-4346-adc3-2b879e2928a4">Händel<name key="PSN0111693" style="hidden">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name></persName> studirt hätte? Und nach der Fuge sagte er dann, er sehe wol, daß ich was gelernt hätte. Auch die <title xml:id="title_c256e6bc-b302-4c05-bf9c-56d90c49b6ad">Symphonie<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_w0pfgrdr-icyi-wxwj-yog7-argvleu2h640"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="instrumental_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="orchestral_music" style="hidden"></item> <item n="4" sortKey="symphonies" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100339" style="hidden">Sinfonie Nr. 1 (Sinfonia XIII) c-Moll für Orchester, 31. März 1824; [1829]<idno type="MWV">N 13</idno><idno type="op">11</idno></name></title> gefiel ihm. Zum Epilog gab er mir eine gewaltige Schimpfrede auf die jetzige Musik zum Besten, und versicherte <persName xml:id="persName_25a99aef-58a0-414f-b382-0634e3fdde33">Rode<name key="PSN0114251" style="hidden">Rode, Jacques Pierre Joseph (1774-1830)</name></persName>, wenn er jung wäre, und die Erfahrung, die <persName xml:id="persName_73a9efd5-ed10-466b-bd6e-735cd4cd5a17">er<name key="PSN0114104" style="hidden">Reicha (Rejcha), Anton (Antonín, Antoine, Anton-Joseph) (1770-1836)</name></persName> hat, auch schon besäße, würde ihn das musikalische Elend abschrecken Musiker zu werden. Den Abend war ich noch bei <persName xml:id="persName_361a3e27-0fa9-4b00-aa75-21a89b9c5f74">Mde. Valentin<name key="PSN0115445" style="hidden">Vallentin, Nanette (1784-1848)</name></persName>, deren diner ich, wegen der Visite bei <persName xml:id="persName_a325e11c-dc1e-46b6-b5c2-930d14352a2b">Reicha<name key="PSN0114104" style="hidden">Reicha (Rejcha), Anton (Antonín, Antoine, Anton-Joseph) (1770-1836)</name></persName> im eigentlichsten Sinne nicht hatte <hi rend="underline">genießen</hi> können, hörte <title xml:id="title_82c9e505-c942-4ec2-97fa-78a6948c15f5">Hummels Doppelsonate<name key="PSN0112147" style="hidden" type="author">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name><name key="CRT0109414" style="hidden" type="music">Grande Sonate für Klavier vierhändig As-Dur, op. 92</name></title> von <persName xml:id="persName_0f495500-2fd0-4645-889f-073cf4fd8944">ihm selbst<name key="PSN0112147" style="hidden">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name></persName> und <persName xml:id="persName_0b94855a-3471-4aa0-b21e-b50c112acbe6">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> gespielt, hörte Moscheles zweimal phantasiren, hörte <persName xml:id="persName_53b8f180-97c8-499e-894e-2b35fd9c7e3b">Pixis<name key="PSN0113894" style="hidden">Pixis, Johann Peter (1788-1874)</name></persName> und <persName xml:id="persName_2bbe95c2-0b45-4459-9463-60c5d6f4fb18">Moscheles<name key="PSN0113441" style="hidden">Moscheles, Ignaz (Isack) (1794-1870)</name></persName> eine <title xml:id="title_c8906d5e-2a95-40bc-905e-53ba34196a58">Ouvertüre vom erstern<name key="PSN0113894" style="hidden" type="author">Pixis, Johann Peter (1788-1874)</name><name key="CRT0110325" style="hidden" type="music">Almazinde oder Die Höhle Sesam</name><name key="PSN0113894" style="hidden" type="author">Pixis, Johann Peter (1788-1874)</name><name key="CRT0110328" style="hidden" type="music">Der Zauberspruch</name></title> spielen, hörte es zwölfe schlagen, und ging nach Hause. </p> <p>Montag früh besuchte ich <persName xml:id="persName_c3a3e403-e7a8-4536-a0b2-f7a07bb2756e">Hummel<name key="PSN0112147" style="hidden">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name></persName>, und fand bei ihm <persName xml:id="persName_c6cb7b54-16fd-46ad-a4c6-dfcb980c4c88">Onzlow<name key="PSN0113671" style="hidden">Onslow, André George Louis (1784-1853)</name></persName> und – <persName xml:id="persName_f9123a76-b6a4-4473-ac5a-8e2882bd061c">Boucher<name key="PSN0110054" style="hidden">Boucher, Alexandre Jean (1778-1861)</name></persName>; der erkannte mich erst nicht, als er aber meinen Namen hörte, wurde er wie toll, umarmte mich hundertmal, lief in der Stube rum, brüllte und weinte, hielt mir eine übertriebene unsinnige Lobrede gegen <persName xml:id="persName_57e4f48a-fc21-4b11-8eee-fc9721125aa5">Onzlow<name key="PSN0113671" style="hidden">Onslow, André George Louis (1784-1853)</name></persName>, lief mit mir fort, um <persName xml:id="persName_56e303b4-68d3-4a74-9634-62e3f107c334">Vater<name key="PSN0113247" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</name></persName> zu sehen; da der aber nicht mehr zu Hause war, so machte er im Hôtel einen Lärm, das die Leute zusammenliefen, nahm Abschied, lief mir dann auf der Treppe nach, umarmte mich etc. Gestern früh kam er mit vier Trägern zu uns gerumpelt, und brachte den Flügel <persName xml:id="persName_84a4f0f4-28cc-4c10-adcb-447d5fa9b32f">seiner Frau<name key="PSN0110055" style="hidden">Boucher, Céleste (?-1841)</name></persName>, und nahm sich unser schlechtes Instrument dafür. Dann ging <persName xml:id="persName_d9fecd84-2b41-4134-8de7-974bce7b3756">er<name key="PSN0110054" style="hidden">Boucher, Alexandre Jean (1778-1861)</name></persName> mit uns zu <persName xml:id="persName_15482a4f-7e16-4693-8d5d-36064d850640">Giraudet<name key="PSN0111384" style="hidden">Girodet-Trioson (eigtl. Girodet de Roucy Trioson), Anne Louis (1767-1824)</name></persName>, um dessen hinterlassene Bilder zu sehen, worunter einige sehr schöne Sachen sind. Den Abend war großes Concert bei <persName xml:id="persName_12139c87-9585-4e3d-b740-3ac0cfbabb58">Bonnemaison<name key="PSN0110025" style="hidden">Bonnemaison, Féréol de (1770-1826, 1827)</name></persName>. Ein göttlicher Musiksaal ist da, mit lauter schönen Bildern behängt. Man gab erst das <title xml:id="title_67c30bf8-833a-4304-8f66-07cf4ed8dcc7">Kyrie a 3 von Cherubini<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760–1842)</name><name key="CRT0108380" style="hidden" type="music">Kyrie à 3</name></title>, dann eine <title xml:id="title_5cd64759-5074-4a02-b2ff-988e34d5e4ae">Arie aus der Schöpfung<name key="PSN0111789" style="hidden" type="author">Haydn, Franz Joseph (1732-1809)</name><name key="CRT0109080" style="hidden" type="music">Die Schöpfung Hob. XXI : 2</name></title>, ein <title xml:id="title_14e4b7b6-8685-4c7a-a4f6-981c4c15e54b">agnus dei von Hummel<name key="PSN0112147" style="hidden" type="author">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name><name key="CRT0109423" style="hidden" type="music">Messe B-Dur, op. 77</name><name key="PSN0112147" style="hidden" type="author">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name><name key="CRT0109424" style="hidden" type="music">Messe Es-Dur, op. 80</name></title> (zu lustig) und das <title xml:id="title_5ad2aaba-8d6a-408a-aa6b-708fd4b5e44a">requiem von Mozart<name key="PSN0113466" style="hidden" type="author">Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791)</name><name key="CRT0110129" style="hidden" type="music">Requiem d-Moll, KV 626</name></title>. <persName xml:id="persName_27dae5fe-1151-4501-b341-ca4d58e82e0e">Hummel<name key="PSN0112147" style="hidden">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name></persName>, dirigirte und nahm unvernünftig schnelle Tempi. Ich spielte mit, an einem Pulte mit <persName xml:id="persName_987ae65b-46d5-463a-b7ee-c4c61fa815d5">Romberg<name key="PSN0114272" style="hidden">Romberg, Bernhard Heinrich (1767-1841)</name></persName>. Neben mir, nur durch eine Ballustrade getrennt saß <persName xml:id="persName_32d93112-96de-49eb-ae95-d10a553af0de">Mde. Cherubini<name key="PSN0110360" style="hidden">Cherubini, Anne Cécile (1773-1864)</name></persName> mit ihrer (wie <persName xml:id="persName_7bad4b4d-3685-470e-be79-150a0bba9608">Benedix<name key="PSN0109840" style="hidden">Benedicks, Adolph (Adolphe) (1805-1836)</name></persName> sagt) <persName xml:id="persName_219ad57e-8277-4a52-8067-26f6db74f2a5">göttlich hübschen Tochter<name key="PSN0110362" style="hidden">Cherubini, Zénobie (1805-?)</name></persName>. Obwohl ich dem <persName xml:id="persName_5aca4c1b-c233-4a13-ae64-9d0a9e8e3590">Cherubini<name key="PSN0110361" style="hidden">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name></persName> schon bei <persName xml:id="persName_9353d823-3b32-4ccb-b6f9-9d65021a05a3">Erard<name key="PSN0110925" style="hidden">Érard, Sébastien (1752-1831)</name></persName> vorgestellt war, so stellte mich <persName xml:id="persName_f779d56e-5241-40b3-a4ca-3175130acfc3">Halevy<name key="PSN0111677" style="hidden">Halévy, Jacques François Fromental Élie (Fromentin Elias) (1799-1862)</name></persName> ihm noch einmal vor, er war außerordentlich freundlich, er will mich den Montag in die <placeName xml:id="placeName_f74a9ce7-42ef-4d20-b39b-815f0c737375">königliche Kapelle<name key="NST0100403" style="hidden" subtype="" type="institution">La Chapelle Royale</name><settlement key="STM0100105" style="hidden" type="">Paris</settlement><country style="hidden">Frankreich</country></placeName> mitnehmen, wo man <title xml:id="title_05f72463-2c08-4329-a727-bf7f10f09d23">eine Messe von ihm<name key="PSN0110361" style="hidden" type="author">Cherubini, Maria Luigi Carlo Zenobio Salvatore (1760-1842)</name><name key="CRT0108387" style="hidden" type="music">Missa solemnis F-Dur (Cäcilienmesse)</name></title> hören wird, erlaubte mir ihn zu besuchen, war sehr höflich, sagte mir beim Weggehn: adieu, à lundi kurz er war so wie alle Leute sagen, wie er selten ist. Die Ursache seiner Unzugänglichkeit soll sein, daß <persName xml:id="persName_13022811-908e-4ce2-a61e-90f7d89da8f9">seine Frau<name key="PSN0110360" style="hidden">Cherubini, Anne Cécile (1773-1864)</name></persName> ihn gewaltig unterm Pantoffel hält, etc. etc. etc.</p> <p>Und so könnte ich noch zwei Bogen lang plaudern, und schwatzen und erzählen, aber da ich überhaupt bekanntlich das <hi rend="underline">Lange</hi> nicht liebe, und Paulo seinen Brief beantworten muß, so will ich dann schließen.</p> <p>Sage <persName xml:id="persName_e60cd629-d202-4cbf-9467-09b6603a2779">Herrn Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName>, daß es mir ganz drollig vorkommt einen ganzen Chor singen zu hören: Tüba mirom, oder dictürüs, maximom etc. Ich werde nächste Woche anfangen Latein zu treiben, mit einem Bruder von <persName xml:id="persName_04c44981-6e43-4350-9656-cdf437a1545a">Halevy<name key="PSN0111678" style="hidden">Halévy, Léon (1802-1883)</name></persName>. Sage ihm auch, daß ich ihm sehr bald, sehr viel schreibe.</p> <p>Sage <persName xml:id="persName_26b92577-3040-4a49-89f4-96d8374d8913">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b46dad34-4f51-4e34-bdb0-1bb9c11e32ad">Onzlow<name key="PSN0113671" style="hidden">Onslow, André George Louis (1784-1853)</name></persName> habe <title xml:id="title_d2aea07f-dba6-49d1-bee1-9f0e2c27a963">keine Note aus Fidelio<name key="PSN0109771" style="hidden" type="author">Beethoven, Ludwig van (1770-1827)</name><name key="CRT0108010" style="hidden" type="music">Fidelio op. 72</name></title> gekannt. Ich spielte ihm die Ouvertüre auf einem ganz schlechten Klaviere vor; und er war ganz außer sich, kratzte sich im Kopfe instrumentirte sie in Gedanken, sang am Ende in der Entzückung mit, kurz war ganz toll. Nächsten Posttag bekommt dieser lange <persName xml:id="persName_65550886-9e2e-49e9-8dd2-2ac602d00d8e">Edeward<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, wie auch <persName xml:id="persName_2999aa3c-4bf3-49f4-89a1-917a2f65a17e">Herr Professor Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> einen Brief von mir. Du wirst mir also dann nicht übel nehmen, daß ich dir nicht schreibe. Ach ja, sage <persName xml:id="persName_18a484d2-d79c-4588-94b4-f30882febb95">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>, ich hätte gestern Abend eine Menge erste und zweite Grade gemacht. Aber mein gewöhnliches Pech habe mich nicht im Stiche gelassen. Frag’ ihn ob er wisse, was fes moll ist? Er soll sich die Grade ein bischen einstudiren, um meinen kommenden Brief zu verstehen. Denn der wird wimmeln! wimmeln! </p> <closer rend="left" xml:id="closer_8d435cfb-3f1f-4cbb-9dda-80100092a0d4">Die ganze junge Garde wird gegrüßt! <persName xml:id="persName_7371dbf9-c762-4a0b-8061-28ffb7dd8e0f">Eichthal<name key="PSN0110863" style="hidden">Eichthal (vorh. Seeligmann), Gustave (seit 1814) Baron d’ (1804-1886)</name></persName> schreibe ich bald. <persName xml:id="persName_b530991b-c46b-4a89-8f08-70f96eb27883">Beckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> </closer> <closer rend="left" xml:id="closer_18d0b10f-c258-4c3d-8c01-bb4760f633de"> soll was von sich hören lassen.</closer> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> <div n="2" type="act_of_writing" xml:id="div_e03d17b5-350b-4a12-8a56-47cdf27b7291"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <salute rend="left">Lieber Paul!</salute> <p style="paragraph_without_indent">Wie befindest du dich? Ich hoffe es wird dir recht gut gehn. Paris ist eine recht große Stadt. Es giebt auch viel Kuchen hier. <seg type="closer">Nun will ich meinen Brief schließen. Grüße <persName xml:id="persName_0310be5d-7527-4ad6-bb2e-88ef81ef7d9d">Ede Schatz<name key="PSN0114506" style="hidden">Schatz, Eduard (Ede)</name></persName>, und <persName xml:id="persName_94290dbf-12e1-492b-aacb-d9b703515fc3">Wilhelm Benicke<name key="PSN0109857" style="hidden">Benicke, Wilhelm</name></persName>, auch <persName xml:id="persName_3ceb1f5b-5f57-4103-a696-636a9f978801">Herrn Strunz<name key="PSN0115185" style="hidden">Strunz, Herr</name></persName>,</seg> von deinem dich liebenden</p> <signed rend="right">Bruder.</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_8873315a-2588-4a63-a303-c7a40166e803"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">N. S. Ich habe eben starken Hunger.</p> <p style="paragraph_without_indent"><hi rend="underline">Nachricht.</hi> An <title xml:id="title_12b5a4ef-6732-4d0c-9a05-7e40dec400ea">meiner Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wky575zt-dcjr-vun8-e6pi-cc8wlpkypguh"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> habe ich noch keinen Strich gearbeitet.</p> </div> </body> </text></TEI>