fmb-1825-03-13-01
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Weimar, 13. März 1825
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
2 beschr. S.; Adresse, mehrere Poststempel. – Das Datum ergibt sich aus dem Poststempel.
Abraham Mendelssohn Bartholdy, Felix Mendelssohn Bartholdy
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Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
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so habe ich denn mein Mittagbrod auch nun im
Unangenehm ist es mir, daß ich nun so lange ohne Nachrichten von Hause bleibe, da Du mir nur nach Paris geschrieben, wo ich freilich nun viel später eintreffen werde als ich berechnet, da von sehr langen Sommertagereisen in diesem Wetter keine Rede seyn kann; den ganzen Winter über hat es so nicht ausgesehen als heute, und mich graut vor den 30 Meilen nach Frankfurth; ich habe mir den Kopf so voll Spuk gelesen im
Felix hatte sich ausgerechnet, daß er den 15t in Frfurth a/m seyn und Dir von dort aus gratuliren würde. Nun war er heute in der größten Verlegenheit, wie er es machen müßte, da wir den 15 wahrscheinlich auf dem Wege wären. ich brachte ihn auf den großen Gedanken, es pränumerando von hier aus zu thun, das war ihm nicht eingefallen, er ist würklich merklich unbeholfen in vielen Dingen, aber sonst ganz leidlich.
Vaters Wort in Ehren, kann ich versichern, daß ich nicht in der geringsten Verlegenheit war, von wo aus ich meine Gratulation zu deinem Geburtstage datiren soll, liebste Mutter. Ich weiß, daß du von meiner innigsten Liebe überzeugt bist, und daß es dir also gleich gilt, ob ich dir von Weimar oder Buttlar aus Glück wünsche. Was ich mir Gutes denken und ersinnen kann, das möge Gott dir schenken, und auf die längste Zeit schenken.
Ich komme eben von einem Dîner bei
Die
Fanny melde ich pflichtgemäß, daß ich an
Paul empfehle ich, mit meinen Murmeln sehr haushälterisch umzugehn, sonst soll es ihm schlimm gehn! auch soll er war und sich jetzt mit Gottes Hülfe, durch Grütze und einen warmen Ofen wiederherstellen wird, daß also von Unruhe gar nicht die Rede sein kann.
Die junge Garde versichre ich meiner kayserlichen Gnade, und verspreche ihnen, wenn sie sich brav halten, den orden der trois rois au d’or welchen sich die alte Garde nicht verdienen konnte.
so habe ich denn mein Mittagbrod auch nun im Erbprinzen eingenommen, und warte auf Felix der mit Gewalt mir Gesellschaft leisten wollte, den ich aber fortgejagt; er hat diesen Morgen bey der jungen Göthe spielen müßen, und der alte hatte ihm sagen laßen, er möge sich etwas für ihn auf den Nachmittag aufsparen, ich habe ihm empfohlen, nicht gleich mit dem Baß in Octaven anzufangen. Sie hatten mich alle vor Tische noch einmal sehr freundlich bitten lassen, zu kommen, man wollte mir den Wagen schicken, und Ulrike hatte mir sagen lassen, sie wolle den ganzen Tisch über mit mir und für mich sprechen, allein ich widerstand, um mich womöglich noch heute, vielleicht aber auch noch morgen auszuruhen und curiren. Ulrikens Zustand soll ein sehr sonderbarer seyn, ich kann, da ich sie nicht gesehen, um so weniger aus allem was ich darüber höre klug werden; mit ihr selbst soll man nicht darüber sprechen dürfen, sie soll unter Menschen heiter scheinen und sich sehr zusammennehmen, im engern Cirkel aber sehr niedergeschlagen und traurig seyn; der Artzt soll versichern, er sey überzeugt, sie zu heilen, woraus dann doch wieder hervorgeht daß sie ernst krank seyn würde; kurz ich kann nicht klug daraus werden. Etwas Verwehnigkeit und Verzärteltheit mag wohl auch mit unterlaufen. Hummel ist bereits fort; er soll noch in Frankfurth seyn. Felix wird seine Frau heute noch besuchen. Unangenehm ist es mir, daß ich nun so lange ohne Nachrichten von Hause bleibe, da Du mir nur nach Paris geschrieben, wo ich freilich nun viel später eintreffen werde als ich berechnet, da von sehr langen Sommertagereisen in diesem Wetter keine Rede seyn kann; den ganzen Winter über hat es so nicht ausgesehen als heute, und mich graut vor den 30 Meilen nach Frankfurth; ich habe mir den Kopf so voll Spuk gelesen im Fouqué, daß ich mich für verhext halte, und glaube, Kleinmeister hat mir das Wetter gemacht. Felix hatte sich ausgerechnet, daß er den 15t in Frfurth a/m seyn und Dir von dort aus gratuliren würde. Nun war er heute in der größten Verlegenheit, wie er es machen müßte, da wir den 15 wahrscheinlich auf dem Wege wären. ich brachte ihn auf den großen Gedanken, es pränumerando von hier aus zu thun, das war ihm nicht eingefallen, er ist würklich merklich unbeholfen in vielen Dingen, aber sonst ganz leidlich. Abraham Mendelssohn Bartholdy Vaters Wort in Ehren, kann ich versichern, daß ich nicht in der geringsten Verlegenheit war, von wo aus ich meine Gratulation zu deinem Geburtstage datiren soll, liebste Mutter. Ich weiß, daß du von meiner innigsten Liebe überzeugt bist, und daß es dir also gleich gilt, ob ich dir von Weimar oder Buttlar aus Glück wünsche. Was ich mir Gutes denken und ersinnen kann, das möge Gott dir schenken, und auf die längste Zeit schenken. Ich komme eben von einem Dîner bei Göthe zurück, wo es gar nicht steif herging. Das fürchterliche „Sie“ womit er mich gestern empfing, war heute wieder ins vormalige „Du“ verwandelt; wenn einem Göthe Champagner anbietet, und einschenkt, darf man ihn doch nicht ausschlagen? und beim Dessert langte er ein Papier mit einem rosa Bändchen umwickelt, aus der Tasche, und sagte mir, es mir über den Tisch reichend: er wolle mir auch eine Leckerei schenken. Ich fand ein rothes Kästchen, mit der Aufschrift: Herren Felix Mendelson. 1825; und darin Goethes ! wohlgetroffnes Portrait auf einer Silbermedaille von Bovy. Das heiße ich ein Geschenk Die Chimanowska steht hier in solchem Ansehn, daß sie heute über Hummel gesetzt wurde; ich schwieg mäuschenstille, und wunderte mich. Man hat, wie mirs scheint, ihr hübsches Gesicht mit ihrem nicht hübschen Spiel verwechselt. Fanny melde ich pflichtgemäß, daß ich an meiner Oper keine Note bis jetzt geschrieben habe, auch gar nicht willens bin es zu thun; die Faulheit ist eine göttliche Sache; ferner, daß ich gestern Abend schlecht, heute morgen gut phantasirt habe; ferner daß die Geheimeräthinn Goethe, Ulrike, Adele ihrer mit Liebe gedenken, und somit basta. Herrn Heyse melde ich, daß ich heute Mittag mit Riemer zusammen gegessen habe, und daß mir auch wirklich schon sehr griechisch zu muthe ist. Ihm ist das Lexicon machen gut angeschlagen. Er ist dick, fett und glänzend, wie ein Prälat oder ein Vollmond. Beckchen würde ich einen brillanten Witz schreiben, ich weiß aber nicht wie ich es anfangen soll, also für heute – – – nichts. Paul empfehle ich, mit meinen Murmeln sehr haushälterisch umzugehn, sonst soll es ihm schlimm gehn! auch soll er Ritz ein bischen grüßen von mir. Er hat doch noch gespielt? Mutters Auftrag, sie immer genau von Vaters Gesundheit zu unterrichten, zufolge, versichere ich, daß Vater nur sehr erkältet war und sich jetzt mit Gottes Hülfe, durch Grütze und einen warmen Ofen wiederherstellen wird, daß also von Unruhe gar nicht die Rede sein kann. Grüßt den Professor Zelter, Frank, Klingemann; und Paul soll Ritz noch erzählen, daß in Göthes Gesellschaftszimmer ein sehr ähnliches Portrait von – Rauch (dem Bildhauer natürlich, ) hängt, und somit lebt alle recht wohl, Euer Felix. Die junge Garde versichre ich meiner kayserlichen Gnade, und verspreche ihnen, wenn sie sich brav halten, den orden der trois rois au d’or welchen sich die alte Garde nicht verdienen konnte. Die Kinder und Herrn Heise grüße ich schönstens, werde dir auf jeden Fall von hier aus noch meine Weiterreise anzeigen, und umarme dich mit aufrichtiger Liebe. Abraham Mendelssohn Bartholdy
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Ich fand ein rothes Kästchen, mit der Aufschrift: Herren Felix Mendelson. 1825; und darin <persName xml:id="persName_7d0a4459-3f2f-4263-a3f7-e7a86bcbabfe">Goethes<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> ! wohlgetroffnes Portrait auf einer Silbermedaille von Bovy. Das heiße ich ein Geschenk</p> <p>Die <persName xml:id="persName_cc49c94d-df3d-4646-85c9-79a412cf1c78">Chimanowska<name key="PSN0115234" style="hidden">Szymanowska, Maria Agata (Marianna Agata) (1789-1831)</name></persName> steht hier in solchem Ansehn, daß sie heute über <persName xml:id="persName_beeab0a7-47b5-46ad-8af9-2bdbdda22b89">Hummel<name key="PSN0112147" style="hidden">Hummel, Johann Nepomuk (1778-1837)</name></persName> gesetzt wurde; ich schwieg mäuschenstille, und wunderte mich. Man hat, wie mirs scheint, <persName xml:id="persName_76aabcb0-743e-4fcd-84c3-e2c1bf6e3e8a">ihr hübsches Gesicht<name key="PSN0115234" style="hidden">Szymanowska, Maria Agata (Marianna Agata) (1789-1831)</name></persName> mit ihrem nicht hübschen Spiel verwechselt.</p> <p>Fanny melde ich pflichtgemäß, daß ich an <title xml:id="title_7f6a250d-fcf8-4d97-88f1-f53d6b4bc3ab">meiner Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_joddcyur-qpqy-k7co-rrzw-q3kpvbd1jfu8"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100324" style="hidden">Die Hochzeit des Camacho, Komische Oper in zwei Akten, 11. Juni 1824 bis 10. August 1825; [1826/1827]<idno type="MWV">L 5</idno><idno type="op">10</idno></name></title> keine Note bis jetzt geschrieben habe, auch gar nicht willens bin es zu thun; die Faulheit ist eine göttliche Sache; ferner, daß ich gestern Abend schlecht, heute morgen gut phantasirt habe; ferner daß die <persName xml:id="persName_88337450-ec04-42b3-ad15-3e6c4f129d8e">Geheimeräthinn Goethe<name key="PSN0111425" style="hidden">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name></persName>, <persName xml:id="persName_39eb4068-7001-4dbf-877a-18dc47523bd2">Ulrike<name key="PSN0113923" style="hidden">Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875)</name></persName>, <persName xml:id="persName_b393ef93-0c54-4c6e-b387-ef5157aee623">Adele<name key="PSN0114677" style="hidden">Schopenhauer, Luise Adelaide (Adele) (1797-1849)</name></persName> ihrer mit Liebe gedenken, und somit basta. <persName xml:id="persName_04fdfbe5-19da-48e8-b090-ce25c4750cde">Herrn Heyse<name key="PSN0111970" style="hidden">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> melde ich, daß ich heute Mittag mit <title xml:id="title_4288992c-60da-4c45-9f07-29095587e160">Riemer<name key="PSN0114188" style="hidden" type="author">Riemer, Friedrich Wilhelm (1774-1845)</name><name key="CRT0110464" style="hidden" type="science">Griechisch-deutsches Handwörterbuch</name></title> zusammen gegessen habe, und daß mir auch wirklich schon sehr griechisch zu muthe ist. Ihm ist das Lexicon machen gut angeschlagen. Er ist dick, fett und glänzend, wie ein Prälat oder ein Vollmond. Beckchen würde ich einen brillanten Witz schreiben, ich weiß aber nicht wie ich es anfangen soll, also für heute – – – nichts.</p> <p>Paul empfehle ich, mit meinen Murmeln sehr haushälterisch umzugehn, sonst soll es ihm schlimm gehn! auch soll er <persName xml:id="persName_2847043b-5c82-44b1-b984-029b20fa53b0">Ritz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName> ein bischen grüßen von mir. Er hat doch noch gespielt? Mutters Auftrag, sie immer genau von Vaters Gesundheit zu unterrichten, zufolge, versichere ich, daß Vater nur sehr erkältet <hi rend="underline">war</hi> und sich jetzt mit Gottes Hülfe, durch Grütze und einen warmen Ofen wiederherstellen wird, daß also von Unruhe gar nicht die Rede sein kann.</p> <closer rend="left" xml:id="closer_dee18d0a-fa6c-4a1d-a8b6-2e4af93193f0">Grüßt den <persName xml:id="persName_9909a8ea-7433-43e8-ba6e-80f01e2619cf">Professor Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>, <persName xml:id="persName_39ae4fb1-7b22-4acf-9713-4e1275850704">Frank<name key="PSN0111123" style="hidden">Franck, Georg Hermann (1802-1855)</name></persName>, Klingemann<name key="PSN0112434" style="hidden">Klingemann, Carl</name>; und Paul soll Ritz noch erzählen, daß in <persName xml:id="persName_5dd057e2-5264-4888-a414-94bea512a443">Göthes<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> Gesellschaftszimmer ein sehr ähnliches <title xml:id="title_3c07fdd4-9285-44ee-92b9-f5ee20998d5f">Portrait<name key="PSN0114597" style="hidden" type="author">Schmeller, Johann Joseph (1796–1841)</name><name key="CRT0110692" style="hidden" type="art">Christian Daniel Rauch</name></title> von – <persName xml:id="persName_9d41fb12-d341-4598-b0c4-0cd5e57a820a">Rauch<name key="PSN0114081" style="hidden">Rauch, Christian Daniel (1777-1857)</name></persName> (dem Bildhauer natürlich,) hängt, und somit lebt alle recht wohl, </closer> <signed rend="right">Euer</signed> <signed rend="right">Felix.</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_1b1ee9d6-634d-43a7-a7ae-1c1957b99d02"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776-1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Die junge Garde versichre ich meiner kayserlichen Gnade, und verspreche ihnen, wenn sie sich brav halten, den orden der trois rois au d’or welchen sich die alte Garde nicht verdienen konnte.</p> <closer rend="left" xml:id="closer_dd4281a5-4bbc-4fcb-9cf0-5c499e6a17b9">Die Kinder und <persName xml:id="persName_fcc043db-a117-41fd-8a55-8e8024206322">Herrn Heise<name key="PSN0111970" style="hidden">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName> grüße ich schönstens, werde dir auf jeden Fall von hier aus noch meine Weiterreise anzeigen, und umarme dich mit aufrichtiger Liebe.</closer> <signed rend="right"><add resp="UT" type="editors_addition">Abraham Mendelssohn Bartholdy</add></signed> </div> </body> </text></TEI>