fmb-1824-07-14-01
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Doberan, 14. Juli 1824
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy, Abraham Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Was du mit deinem Schelten, deinem Briefchen, deinem
mich an dich erinnern lassen, und andere dergleichen schöne Sachen mehr; ich versteh’ das nicht. Ich habe dich immer für ein ganz verständiges Frauenzimmer gehalten, und nun schreibst du solchen Brief! Siehst du denn nicht, o Fanny Caecilie Mendelssohn Bartholdy, daß mein Brief an die ganze Familie gerichtet ist; versteht sich’s nicht von selbst? oder muß ich jedesmal wenn ich von Possen rede, o Beckchen, von Calfactern, o Paul, von Oden und
kurzenBrief an euch alle zusammen; und werde nun runtergemacht! Ist das billig?
Erzürne mich nicht! Du weißt, wenn der Löwe brummt so hallen Wälder und Schluchten wieder, vom dumpfen Geräusche seines Rachens (ich weiß, du liebst Unsinn). Also hüte dich!
Mit unsrer Freundschaft ist’s aus o Paul, wenn dv nicht bald einen Brief an deinen Bruder schreibst. – Schreibe bald, denn: ich liebe dich, mich reitzt deine bravne Gestalt, und bist dv nicht willig, so bravch ich Gewalt. (Ich habe lange Arme). Ich entsetze mich über deine Favlheit, denn als
Es kann nicht sein, kann nicht sein, der ist favl.
Ich höre
Karl hat viel an meinen Röcken des Morgens zu thun, so viel Lateinische Brocken stecken drin. Ich bitte Sie mir den
A propos, grüßt Beckchen, und sagt ihr, sie schriebe recht sehr gut und niedlich, aber sie könnte mir auch mal wieder schreiben, und brauchte nicht meine Briefe so zu recensiren. Verstehst Du, Bock? sonst sag’ ich gleich Scher dich!
Würklich sehn wir wieder blauen Himmel der bis jezt hier theure Waare war.
Es thut mir leid, von meiner Frau zu hören, daß Sie
Dobberan, d. 14 July 1824. An Fräulein Fanny Caecilie Mendelssohn Bartholdy. Was du mit deinem Schelten, deinem Briefchen, deinem Wallenstein, deiner Unpersönlichkeit willst, o Fanny Caecilie Mendelssohn Bartholdy, das begreif ich nicht. Ich soll ein reuiger Sünder sein, soll um Verzeihung bitten, mich an dich erinnern lassen, und andere dergleichen schöne Sachen mehr; ich versteh’ das nicht. Ich habe dich immer für ein ganz verständiges Frauenzimmer gehalten, und nun schreibst du solchen Brief! Siehst du denn nicht, o Fanny Caecilie Mendelssohn Bartholdy, daß mein Brief an die ganze Familie gerichtet ist; versteht sich’s nicht von selbst? oder muß ich jedesmal wenn ich von Possen rede, o Beckchen, von Calfactern, o Paul, von Oden und Cicero, o Herr Heyse, von allem was mich nur irgend angeht, o Mutter, oder o Fanny einschieben. Versteht sich das nicht von selbst? Ich soll nicht zu viel arbeiten, aber wenn ich an jeden von denen, an die mein Schreiben gerichtet ist, einen besondern Brief componiren sollte, da müßt’ ich vom Morgen um 6 Uhr an, bis Abends um 13 Uhr sitzen und schmieren, was mir in den Kopf kömmt. Ist’s nicht so viel besser? Ich schreibe einen wohlgesetzten, vernünftigen, überlegten, kurzen Brief an euch alle zusammen; und werde nun runtergemacht! Ist das billig? Erzürne mich nicht! Du weißt, wenn der Löwe brummt so hallen Wälder und Schluchten wieder, vom dumpfen Geräusche seines Rachens (ich weiß, du liebst Unsinn) . Also hüte dich! Ich hoffe, ich werde künftig Briefe, und längere Briefe von dir bekommen, o Fanny Caecilie Mendelssohn Bartholdy, denn ich habe dir neulich einen schrecklich weitschweifigen geschrieben. Räche dich dafür! sonst bleibe ich nicht Dein guter Freund. An Paul Mendelssohn Bartholdy. Mit unsrer Freundschaft ist’s aus o Paul, wenn dv nicht bald einen Brief an deinen Bruder schreibst. – Schreibe bald, denn: ich liebe dich, mich reitzt deine bravne Gestalt, und bist dv nicht willig, so bravch ich Gewalt. (Ich habe lange Arme) . Ich entsetze mich über deine Favlheit, denn als Vater den Brief avf machte, und nichts von dir drin war, sagte ich: Es kann nicht sein, kann nicht sein, der ist favl. Schön liebes Kind, komm schreibe mir! gar schöne Briefe avch gebe ich dir. Dein Erlkönig. N. S. Du frägst, was ich den Tag über mache? Ich lavfe, ich tavche, ich verschnavfe, ich savfe, ich ravfe gar nicht, ich savse, und mache Abends ne Pavse. Liebste Mutter, dir möcht’ ich gern alles schreiben, was mich nur interessirt, aber das geht nicht an! Man soll Sachen schreiben, die überhaupt interessant sind, und das geht wieder nicht an. Soll ich also gar nicht schreiben? Das geht auch nicht an. Die Versicherung das ich fast jede Minute an zu Hause denke, braucht’s nicht, denn du weißt das ganz gut ohne Betheuerungen. Hätte ich nur halb soviel Gewandtheit im Schreiben als du, so erzählte ich dir das erste beste und es würde interessant. So aber ist die Feder in meiner Hand nichts, als ein Gänsekiel, und zu nichts zu brauchen, als dir zu versichern, daß ich stets bleiben werde dein treuer Sohn. Felix Ich höre Herr Heyse, daß Sie nicht wohl sind, und eine Kur brauchen. Können Sie nicht Ihre Krankheit in aller Geschwindigkeit so einrichten, daß Sie ein Seebad gebrauchen müssen? Das würde Ihnen gewiß sehr gut thun. Indessen auch ohne Seebad hoffe ich wird die Sache bald vorbeisein. Karl hat viel an meinen Röcken des Morgens zu thun, so viel Lateinische Brocken stecken drin. Ich bitte Sie mir den Sophokles zu schicken, denn der Homer ist mir gar zu leicht. Geschichte lern ich, daß mein Kopf knackt. Daraus folgt daß ich bin ein gelehrter F. Mendelssohn Bartholdy. An Mutter, Fanny, Hr. Heyse, Paul alle zusammen. A propos, grüßt Beckchen, und sagt ihr, sie schriebe recht sehr gut und niedlich, aber sie könnte mir auch mal wieder schreiben, und brauchte nicht meine Briefe so zu recensiren. Verstehst Du, Bock? sonst sag’ ich gleich Scher dich! Herrn Professor Zelter und Lindenau hätte ich heute geschrieben, aber das Wetter ist plötzlich sehr schön geworden, und seit langer Zeit will ich heute zum erstenmale zeichnen. Also empfehlt mich beiden, und sagt, ich würde Ihnen zum nächsten Posttag schreiben. Lebt wohl! Beckchen, dir schreib’ ich auch den nächsten Posttag. Felix Mendelssohn Bartholdy Würklich sehn wir wieder blauen Himmel der bis jezt hier theure Waare war. Es thut mir leid, von meiner Frau zu hören, daß Sie Herr Heyse, eine Kur brauchen – sollten, aber sie nicht recht brauchen. Thun Sie das nicht, eine unregelmäßig gebrauchte Kur, halte ich für schädlicher als gar keine. Felix Idee ist so übel gar nicht; Sie sollten sich auf die Post setzen, und uns von hier abhohlen. Leben Sie wohl, und daß sie das können, suchen Sie sich gesund zu machen. der Ihrige A. M. Bartholdy.
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Mendelssohn Bartholdy.</signed> </div> <div n="5" type="act_of_writing" xml:id="div_1f83f0a5-2ce5-4f34-998f-1f7ad74c45bd"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <salute rend="left">An Mutter, Fanny, Hr. Heyse, Paul alle zusammen.</salute> <p>A propos, grüßt Beckchen, und sagt ihr, sie schriebe recht sehr gut und niedlich, aber sie könnte mir auch mal wieder schreiben, und brauchte nicht meine Briefe so zu recensiren. Verstehst Du, Bock? sonst sag’ ich gleich Scher dich!</p> <p><persName xml:id="persName_6bcf2e0a-b842-4bea-9376-12e764330a69">Herrn Professor Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> und <persName xml:id="persName_e9d1e3aa-d02f-4521-b112-30f485e9eb24">Lindenau<name key="PSN0112862" style="hidden">Lindenau, Leopold (1806-1859)</name></persName> hätte ich heute geschrieben, aber das Wetter ist plötzlich sehr schön geworden, und seit langer Zeit will ich heute zum erstenmale zeichnen. Also empfehlt mich beiden, und sagt, ich würde Ihnen zum nächsten Posttag schreiben. <seg type="closer" xml:id="seg_03e30487-53e0-44fc-8d63-1444fe6f94cd">Lebt wohl! Beckchen, dir schreib’ ich auch den nächsten Posttag.</seg></p> <signed rend="right">[Felix Mendelssohn Bartholdy]</signed> </div> <div n="6" type="act_of_writing" xml:id="div_5c993360-35bf-4611-9d79-7c68a70d6c75"> <docAuthor key="PSN0113247" resp="author" style="hidden" xml:id="docAuthor_b9793096-d346-49d1-9568-b8aa7499b23e">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0113247" resp="writer" style="hidden" xml:id="docAuthor_6b8ea11a-6122-4226-bd5f-18fce3a33b2d">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Abraham Ernst (bis 1822: Abraham Moses) (1776–1835)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">Würklich sehn wir wieder blauen Himmel der bis jezt hier theure Waare war.</p> <p>Es thut mir leid, von meiner Frau zu hören, daß Sie <seg type="salute">Herr Heyse</seg>, eine Kur brauchen – sollten, aber sie nicht recht brauchen. Thun Sie das nicht, eine unregelmäßig gebrauchte Kur, halte ich für schädlicher als gar keine. Felix Idee ist so übel gar nicht; Sie sollten sich auf die Post setzen, und uns von hier abhohlen<seg type="closer" xml:id="seg_a7c4423c-e05b-4393-93f9-4c009f2b879e">. Leben Sie wohl, und daß sie das können, suchen Sie sich gesund zu machen.</seg></p> <signed rend="right">der Ihrige</signed> <signed rend="right">A. M. Bartholdy.</signed> </div> </body> </text></TEI>