fmb-1824-03-13-01
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Berlin, 13. März 1824
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
3 beschr. S.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Verzeihen Sie,
nachzueifern; und wenn auch meine Musik das nicht wird
ausdrückenkönnen, was beim ersten Lesen Ihres Textes ein jeder
empfindet, so will ich es doch am guten Willen nicht fehlen lassen, und mich bemühen so viel zu leisten, als mir möglich. Aber je schöner der erste Act ist, desto lebhafter ist mein Wunsch, bald den zweiten zu erhalten; erfüllen Sie ihn so bald als möglich!
Einige Bemerkungen werden Sie wohl so gütig sein, mir zu erlauben.
Was die Wahl der Verse und die ganze Sprache in den Musikstücken betrifft, so habe ich selten oder gar nicht Verse gefunden, die mir so wie diese, gleich auf den ersten Blick schon musikalische Ideen einflößten. Sie sind wohlklingend, eignen sich zur Musik, sind nicht zu lang, kurz sie haben alle Eigenschaften eines guten Operntextes.
Die Zahl der Musikstücke möchte nun wohl ein wenig zu groß sein. Indessen würde ich so frei sein, Ihre mir gegebne Erlaubniß zu benutzen, und einige davon auszulassen, nämlich die Ariette des Vivaldo „ja mein Degen, meine Laute etc“, die Arie der Lucinda „Reichthum ist eine Plage“ und die darauf folgende des Carrasco „Dies ist ein Rennen etc“, denn es würden sonst sieben Musikstücke auf einander folgen, was doch für die Zuhörer ermüdend wäre. Die Wetter- und Vetterchöre im Gegensatz derer, die Carrasco mit sich führt, gefallen mir über allen Ausdruck, und die Paar Worte, die Sie darüber sagen, machen es mir ganz klar wie sie componirt werden müßten.
Vor allen Dingen aber bitte ich Sie recht sehr die
singen) und die Oper eine Oper in 2 Aufzügen. Amen.
Vivaldo ist ein prächtiger Kerl, und guter Tenorsänger, und da Sie dem Basilio das durch die Luft fliegen ersparen wollen, so wird auch diese Rolle leicht von einem guten Sänger übernommen werden. Und so segne St. Peter jedem das Seinige“ sagt der Bassist Sancho auf seinem Grauen.
Die einzige Bitte bleibt wie gesagt mir bald den
N. S. Ich erwarte den 2ten
Berlin d. 13 März 1824. Verzeihen Sie, verehrter Herr, daß mein Dank für Ihren vortrefflichen ersten Actↂ so spät kommt; doch wollt’ ich ihn Ihnen nicht eher abstatten, als bis ich wenigstens zum Theil seine Schönheiten eingesehn und bewundert hatte, und jetzt, da dies geschehn ist finde ich, daß aller Dank zu schwach ist, für solches Meisterstück. Ich will mich bestreben Ihren Worten nachzueifern; und wenn auch meine Musik das nicht wird ausdrücken können, was beim ersten Lesen Ihres Textes ein jeder empfindet, so will ich es doch am guten Willen nicht fehlen lassen, und mich bemühen so viel zu leisten, als mir möglich. Aber je schöner der erste Act ist, desto lebhafter ist mein Wunsch, bald den zweiten zu erhalten; erfüllen Sie ihn so bald als möglich! Einige Bemerkungen werden Sie wohl so gütig sein, mir zu erlauben. Was die Wahl der Verse und die ganze Sprache in den Musikstücken betrifft, so habe ich selten oder gar nicht Verse gefunden, die mir so wie diese, gleich auf den ersten Blick schon musikalische Ideen einflößten. Sie sind wohlklingend, eignen sich zur Musik, sind nicht zu lang, kurz sie haben alle Eigenschaften eines guten Operntextes. Die Zahl der Musikstücke möchte nun wohl ein wenig zu groß sein. Indessen würde ich so frei sein, Ihre mir gegebne Erlaubniß zu benutzen, und einige davon auszulassen, nämlich die Ariette des Vivaldo „ja mein Degen, meine Laute etc“, die Arie der Lucinda „Reichthum ist eine Plage“ und die darauf folgende des Carrasco „Dies ist ein Rennen etc“, denn es würden sonst sieben Musikstücke auf einander folgen, was doch für die Zuhörer ermüdend wäre. Die Wetter- und Vetterchöre im Gegensatz derer, die Carrasco mit sich führt, gefallen mir über allen Ausdruck, und die Paar Worte, die Sie darüber sagen, machen es mir ganz klar wie sie componirt werden müßten. Vor allen Dingen aber bitte ich Sie recht sehr die Oper ja nicht in 3 Aufzüge einzutheilen sondern es bei den bestimmten 2 Acten zu lassen. Ich kam letzt in den Hamlet, sah den Priester auftreten und reden, und siegte also über alle die Schwierigkeiten, die uns das Verbot des geistlichen Ornats auf dem Theater verursacht hätte. Veni, vidi, vici. Der Priester mag Priester bleiben (aber doch darf er wohl nicht singen) und die Oper eine Oper in 2 Aufzügen. Amen. Vivaldo ist ein prächtiger Kerl, und guter Tenorsänger, und da Sie dem Basilio das durch die Luft fliegen ersparen wollen, so wird auch diese Rolle leicht von einem guten Sänger übernommen werden. Und so segne St. Peter jedem das Seinige“ sagt der Bassist Sancho auf seinem Grauen. Die einzige Bitte bleibt wie gesagt mir bald den zweiten Act zu senden, auf den ich außerordentlich neugierig bin. Bitte, lassen Sie mich nicht länger schmachten, und schicken Sie ihn recht bald; Sie verursachen mir die größte Freude dadurch. Mit dem herzlichsten Dankebleibe ich Ihr ergebensterFelix Mendelssohn Bartholdy. N. S. Ich erwarte den 2ten Act um so sehnlicher, als ich nicht eher zu componiren anfangen kann, als bis ich ihn habe, um das Ganze übersehn zu können. Felix Mendelssohn Barth.
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