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fmb-1822-08-27-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Ludwig Casper in Berlin<lb></lb>Interlaken, 27. August 1822 Meinen Brief fange ich nicht unter so brillanten Auspicien an, als Sie, mein guter Doctor, den Ihrigen. Statt des heftigen Kanonendonners, den Sie beim Anfang Ihres Briefes vernahmen höre ich das Geräusch des Regens in Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) noch nicht ermittelt noch nicht ermittelt Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 25

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

Großbritannien Oxford GB-Ob Oxford, Bodleian Library Music Section M.D.M. c. 32, fol. 4-7. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Ludwig Casper in Berlin; Interlaken, 27. August 1822 Meinen Brief fange ich nicht unter so brillanten Auspicien an, als Sie, mein guter Doctor, den Ihrigen. Statt des heftigen Kanonendonners, den Sie beim Anfang Ihres Briefes vernahmen höre ich das Geräusch des Regens in

1 Doppelbl. und 2 Bl.: S. 1-6 Brieftext; S. 7 Adresse, Siegel und Rücksendevermerk von Carl Friedrich Zelters Hand: »Mit Dank / dem Eigner / zurück. B. 14 7br. 22 / Z.«; S. 8 leer.

Felix Mendelssohn Bartholdy

Green Books

A. Wartmann-Perrot, Felix Mendelssohn Bartholdy en Suisse d’après sa correspondance, in: Le Ménestrel 66, Nr. 13, 1. April 1900, S. 97 f. (frz. Übersetzung).

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

27. August 1822 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Interlaken Schweiz Casper, Johann Ludwig (1796-1864) Berlin Deutschland deutsch
Herrn Herrn Doctor Casper Wohlgeboren. Berlin.
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Interlaken d. 27 August 1822.

Meinen Brief fange ich nicht unter so brillanten Auspicien an, als Sie, mein guter Doctor, den Ihrigen. Statt des heftigen Kanonendonners, den Sie beim Anfang Ihres Briefes vernahmen höre ich das Geräusch des Regens in den dicken Nußbäumen von denen der Gasthof umstanden ist. Der ganze Himmel ist verschleiert, und die Wolken sehr herablassend; der Schneeberg, den wir gewöhnlich aus dem Fenster sehn hat sich auch verhüllt. Bei ebensolchen Wetter saßen wir gestern in Grindelwald, und mehrere Versuche den berühmten Gletscher in der Nähe zu sehen wurden durch den Regen, der unaufhörlich fiel zu Wasser. Nur der letzte gelang. Aber von der Sonne beschienen sahn wir ihn nicht. Wir konnten nur die ungeheuern Eismassen aus denen diese wunderbare Naturerscheinung besteht bewundern, und den bläulichen Schein der aus dem Eis hervorgeht. In der That, das Eis des Gletschers ist von einer ganz andern Beschaffenheit als das ehrliche Spreeeis. Wie das Wasser der Seen hier ganz durchsichtig auch bei ziemlicher Tiefe, die Spree dagegen ganz trübe ist, so ist das Gletschereis wie Glas durchsichtig und hell, wie das Spreeeis aber aussieht, das wissen Sie wohl; unten am Gletscher ist eine Höhle, aus der die Lutschine, ein Bergstrom im eigentlichen Sinne, hervorgetanzt kömmt; kaum entsprungen stürzt sie schon über Steine und Felsen, die ihr enges Bette ganz anfüllen; und einen Schritt vom Eise weg pflückt man Felderdbeeren. Die merkwürdigsten Geschichten sind auf diesem Eisberge schon passirt; ein Gemsjäger, der es unternahm ihn zu besteigen, versank in einem tiefen Loche, und nach 4 Stunden, sage 4 Stunden, kam er aus der Höhle in der Lutschine lebendig geschwommen. Doch wo laufe ich hin? unsere Reise will ich Ihnen lieber erzählen, damit Sie doch wissen wo wir gewesen, und wo wir nicht gewesen sind. Ad opumpus sagte jener Abt.

In Schaffhausen betraten wir die poetische Schweiz zuerst, besuchten den Rheinfall zweimal, auch im Mondenscheine wo er sich besonders imposant ausnimmt (Sie kennen ihn ja wohl?) und fuhren dann nach Constanz am Bodensee auf dem wir angenehme Excursionen machten. Die helle Farbe dieses Sees ist bewundernswerth; Farben-Mischungen, die kein Maler wagen würde sieht man in der Natur neben einander, und freut sich darüber, bald spielt der See ins Rothe, bald ins Blaue; durch Winde aufgeregt ist er im Vordergrunde dunkelgrün, und hinten bemerkt man einen hellgrünen Streif gegen den selbst das Grün der Bäume grau scheint, ja in der Farbe gefällt mir der Bodensee von allen, die ich bis jetzt gesehn am meisten. Den See entlang fuhren wir über Rorschach nach Rheineck, wo man uns nicht aufnehmen wollte, weil man uns für Engländer hielt (der Kutscher rief: Wenns noch Engländer wären, es sind ja ehrliche Leut’) und über Altstetten, durchs interessante Apenzell, beim Sentis vorbei, durch den Molkenkurort Gais nach Lichtensteg und Watwyl, wo wir von Donner und Blitz empfangen wurden, (aber auch von freundlichen Wirthsleuten.) Den andern Tag gings über den Hummelwald nach Rappersschwyl, und von da nach Zürich, wo wir, des Regens wegen einige Tage blieben, und von Zürich auf den Rigi, wo uns dicker Nebel umgab, von welchem umhüllt wir auch den andern Tag auf dem Kulmhaus zubrachten, ohne ein einziges Schneefleckchen zu sehn; den dritten Morgen aber tönte das Alphorn, das geblasen wird, wenn heiteres Wetter ist, wir sahn die Sonne aufgehn, sahn die Schneekette, Jungfrau, Finsteraarhorn, Schreckhorn, Eiger, Wetterhorn et Compagnie und verließen frohen Muthes den Rigi, gingen nach Lucern, und befuhren den Vierwaldstätter See von einem Ende zum andern, schifften nach Altdorf auf Char à bancs (denn es hatte stark geregnet) und besuchten die Schellenen, Teufelsbrücke, Ursernloch, und Andermatt von Altorf aus. Bei der Rückfahrt über den See sahn wir Telln<name key="PSN0114545" style="hidden" type="author">Schiller, Johann Christoph Friedrich (seit 1802) von (1759-1805)</name><name key="CRT0110678" style="hidden" type="dramatic_work">Wilhelm Tell</name> Platte und Grütli. Von Lucern fuhren wir durchs Emmenthal nach Thun, und von Thun auf dem See nach Interlaken, wo wir Lager aufschlugen. Von hier aus fuhren wir vorgestern nach Lauterbrunnen, und Grindelwald und kommen heute Vormittag von diesem interessanten Ausfluge zurück. So weit die Schweiz. –

Schon 35 Zeichnungen habe ich beisammen, und denke doch noch mehr zu bekommen. Was die Oper)<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_j92rshtb-lm5c-2ds9-ysbw-mlwnwksqxna1"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100323" style="hidden">Der Onkel aus Boston / Die beiden Neffen, Komische Oper in drei Akten, 1. Mai 1822 bis 6. November 1823<idno type="MWV">L 4</idno><idno type="op"></idno></name> betrifft bin ich tief im Finale. Grüßen Sie Ihre liebe BrautCasper, Fanny Marie Eusebia (1798-1845).

Felix Mendelssohn.
            Interlaken d. 27 August 1822. Meinen Brief fange ich nicht unter so brillanten Auspicien an, als Sie, mein guter Doctor, den Ihrigen. Statt des heftigen Kanonendonners, den Sie beim Anfang Ihres Briefes vernahmen höre ich das Geräusch des Regens in den dicken Nußbäumen von denen der Gasthof umstanden ist. Der ganze Himmel ist verschleiert, und die Wolken sehr herablassend; der Schneeberg, den wir gewöhnlich aus dem Fenster sehn hat sich auch verhüllt. Bei ebensolchen Wetter saßen wir gestern in Grindelwald, und mehrere Versuche den berühmten Gletscher in der Nähe zu sehen wurden durch den Regen, der unaufhörlich fiel zu Wasser. Nur der letzte gelang. Aber von der Sonne beschienen sahn wir ihn nicht. Wir konnten nur die ungeheuern Eismassen aus denen diese wunderbare Naturerscheinung besteht bewundern, und den bläulichen Schein der aus dem Eis hervorgeht. In der That, das Eis des Gletschers ist von einer ganz andern Beschaffenheit als das ehrliche Spreeeis. Wie das Wasser der Seen hier ganz durchsichtig auch bei ziemlicher Tiefe, die Spree dagegen ganz trübe ist, so ist das Gletschereis wie Glas durchsichtig und hell, wie das Spreeeis aber aussieht, das wissen Sie wohl; unten am Gletscher ist eine Höhle, aus der die Lutschine, ein Bergstrom im eigentlichen Sinne, hervorgetanzt kömmt; kaum entsprungen stürzt sie schon über Steine und Felsen, die ihr enges Bette ganz anfüllen; und einen Schritt vom Eise weg pflückt man Felderdbeeren. Die merkwürdigsten Geschichten sind auf diesem Eisberge schon passirt; ein Gemsjäger, der es unternahm ihn zu besteigen, versank in einem tiefen Loche, und nach 4 Stunden, sage 4 Stunden, kam er aus der Höhle in der Lutschine lebendig geschwommen. Doch wo laufe ich hin? unsere Reise will ich Ihnen lieber erzählen, damit Sie doch wissen wo wir gewesen, und wo wir nicht gewesen sind. Ad opumpus sagte jener Abt.
In Schaffhausen betraten wir die poetische Schweiz zuerst, besuchten den Rheinfall zweimal, auch im Mondenscheine wo er sich besonders imposant ausnimmt (Sie kennen ihn ja wohl?) und fuhren dann nach Constanz am Bodensee auf dem wir angenehme Excursionen machten. Die helle Farbe dieses Sees ist bewundernswerth; Farben-Mischungen, die kein Maler wagen würde sieht man in der Natur neben einander, und freut sich darüber, bald spielt der See ins Rothe, bald ins Blaue; durch Winde aufgeregt ist er im Vordergrunde dunkelgrün, und hinten bemerkt man einen hellgrünen Streif gegen den selbst das Grün der Bäume grau scheint, ja in der Farbe gefällt mir der Bodensee von allen, die ich bis jetzt gesehn am meisten. Den See entlang fuhren wir über Rorschach nach Rheineck, wo man uns nicht aufnehmen wollte, weil man uns für Engländer hielt (der Kutscher rief: Wenns noch Engländer wären, es sind ja ehrliche Leut’) und über Altstetten, durchs interessante Apenzell, beim Sentis vorbei, durch den Molkenkurort Gais nach Lichtensteg und Watwyl, wo wir von Donner und Blitz empfangen wurden, (aber auch von freundlichen Wirthsleuten. ) Den andern Tag gings über den Hummelwald nach Rappersschwyl, und von da nach Zürich, wo wir, des Regens wegen einige Tage blieben, und von Zürich auf den Rigi, wo uns dicker Nebel umgab, von welchem umhüllt wir auch den andern Tag auf dem Kulmhaus zubrachten, ohne ein einziges Schneefleckchen zu sehn; den dritten Morgen aber tönte das Alphorn, das geblasen wird, wenn heiteres Wetter ist, wir sahn die Sonne aufgehn, sahn die Schneekette, Jungfrau, Finsteraarhorn, Schreckhorn, Eiger, Wetterhorn et Compagnie und verließen frohen Muthes den Rigi, gingen nach Lucern, und befuhren den Vierwaldstätter See von einem Ende zum andern, schifften nach Altdorf auf Char à bancs (denn es hatte stark geregnet) und besuchten die Schellenen, Teufelsbrücke, Ursernloch, und Andermatt von Altorf aus. Bei der Rückfahrt über den See sahn wir Telln Platte und Grütli. Von Lucern fuhren wir durchs Emmenthal nach Thun, und von Thun auf dem See nach Interlaken, wo wir Lager aufschlugen. Von hier aus fuhren wir vorgestern nach Lauterbrunnen, und Grindelwald und kommen heute Vormittag von diesem interessanten Ausfluge zurück. So weit die Schweiz. –
Schon 35 Zeichnungen habe ich beisammen, und denke doch noch mehr zu bekommen. Was die Oper) betrifft bin ich tief im Finale. Grüßen Sie Ihre liebe Braut.
Felix Mendelssohn.          
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Wie das Wasser der Seen hier ganz durchsichtig auch bei ziemlicher Tiefe, die Spree dagegen ganz trübe ist, so ist das Gletschereis wie Glas durchsichtig und hell, wie das Spreeeis aber aussieht, das wissen Sie wohl; unten am Gletscher ist eine Höhle, aus der die Lutschine, ein Bergstrom im eigentlichen Sinne, hervorgetanzt kömmt; kaum entsprungen stürzt sie schon über Steine und Felsen, die ihr enges Bette ganz anfüllen; und einen Schritt vom Eise weg pflückt man Felderdbeeren. Die merkwürdigsten Geschichten sind auf diesem Eisberge schon passirt; ein Gemsjäger, der es unternahm ihn zu besteigen, versank in einem tiefen Loche, und nach 4 Stunden, sage 4 Stunden, kam er aus der Höhle in der Lutschine <hi rend="underline">lebendig</hi> geschwommen. Doch wo laufe ich hin? unsere Reise will ich Ihnen lieber erzählen, damit Sie doch wissen wo wir gewesen, und wo wir nicht gewesen sind. 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Den See entlang fuhren wir über Rorschach nach Rheineck, wo man uns nicht aufnehmen wollte, weil man uns für Engländer hielt (der Kutscher rief: Wenns noch Engländer wären, es sind ja ehrliche Leut’) und über Altstetten, durchs interessante Apenzell, beim Sentis vorbei, durch den Molkenkurort Gais nach Lichtensteg und Watwyl, wo wir von Donner und Blitz empfangen wurden, (aber auch von freundlichen Wirthsleuten.) Den andern Tag gings über den Hummelwald nach Rappersschwyl, und von da nach Zürich, wo wir, des Regens wegen einige Tage blieben, und von Zürich auf den Rigi, wo uns dicker Nebel umgab, von welchem umhüllt wir auch den andern Tag auf dem Kulmhaus zubrachten, ohne ein einziges Schneefleckchen zu sehn; den dritten Morgen aber tönte das Alphorn, das geblasen wird, wenn heiteres Wetter ist, wir sahn die Sonne aufgehn, sahn die Schneekette, Jungfrau, Finsteraarhorn, Schreckhorn, Eiger, Wetterhorn et Compagnie und verließen frohen Muthes den Rigi, gingen nach Lucern, und befuhren den Vierwaldstätter See von einem Ende zum andern, schifften nach Altdorf auf Char à bancs (denn es hatte stark geregnet) und besuchten die Schellenen, Teufelsbrücke, Ursernloch, und Andermatt von Altorf aus. 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