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fmb-1821-11-06-01

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Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin <lb></lb>Weimar, 6. November 1821 Der Mensch denkts, die Feder lenkt’s. Eben will ich euch schreiben, will euch schelten, daß ihr federfaul seid, sieh, da kömmt auch schon ein schöner, schöner Brief, der dem alten Huhn sehr viel Freude macht. Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online (FMB-C) Paul Mendelssohn Bartholdy, Rebecka Mendelssohn Bartholdy, Lea Mendelssohn Bartholdy und Abraham Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Weimar; Berlin, 3. November 1821 Abraham Mendelssohn Bartholdy und Fanny Mendelssohn Bartholdy an Felix Mendelssohn Bartholdy in Weimar; Berlin, 10. November 1821 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Transkription: FMB-C Edition: FMB-C Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe (FMB-C). Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft. Humboldt-Universität zu Berlin
Am Kupfergraben 5 10117 Berlin Deutschland
http://www.mendelssohn-online.com Creative Commons Attribution 4.0 International (CC BY 4.0) Bd. 1, 12

Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)

USA New York, NY US-NYp New York, NY, The New York Public Library for the Performing Arts, Astor, Lenox and Tilden Foundations, Music Division US-NYp, *MNY++ Mendelssohn Letters Vol. I/5. Autograph Felix Mendelssohn Bartholdy an die Familie Mendelssohn Bartholdy in Berlin; Weimar, 6. November 1821 Der Mensch denkts, die Feder lenkt’s. Eben will ich euch schreiben, will euch schelten, daß ihr federfaul seid, sieh, da kömmt auch schon ein schöner, schöner Brief, der dem alten Huhn sehr viel Freude macht.

4 beschr. S. – Felix Mendelssohn Bartholdy irrte sich in der Monats- und Jahresangabe. Die Datierung auf den 6. November 1821 ergibt sich aus dem Hinweis auf »Dienstag«.

Felix Mendelssohn Bartholdy

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Hensel, Familie Mendelssohn 1879, Bd. 1, S. 101 f. (Teildruck). Juden und Judentum in deutschen Briefen aus drei Jahrhunderten, hrsg. und erläutert von Franz Kobler, Wien 1935, Reprint Königstein / Ts. 1984, S. 259 f. Elvers, Briefe, S. 21-23.

Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.

Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.

6. November 1821 Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) counter-resetMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Weimar Deutschland Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy Berlin Deutschland deutsch
Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847) Weimar d. 6tsen October. 1820.

Der Mensch denkts, die Feder lenkt’s. Eben will ich euch schreiben, will euch schelten, daß ihr federfaul seid, sieh, da kömmt auch schon ein schöner, schöner Brief, der dem alten Huhn sehr viel Freude macht. PaulMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874) dein Gesicht ist sehr schön, und ich könnte dir auch eins von meinen freudigen Gesichtern zeichnen doch ich werde sie dir in Berlin in natura zeigen. Jetzt hört alle, alle zu. Heut ist Dienstag. Sonntag kam die Sonne von Weimar, GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) an. Am Morgen gingen wir in die Kirche wo der 100ste Psalm von Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109033" style="hidden" type="music">Utrecht Jubilate HWV 279</name> halb gegeben wurde. Die Orgel ist groß und doch schwach, die MarienorgelSt. MarienBerlinDeutschland ist obwohl kleiner doch viel mächtiger. Die hiesige hat 50 Register, 44 Stimmen, und 1 mal 32 Fuß. Nachher schrieb ich euch den kleinen Brief vom 4ten, Und ging nach dem Elephanten, wo ich Lucas CranachsCranach, Lukas d. Ä. (1472-1553) Haus zeichnete. Nach 2 Stunden kam Professor ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832). GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) ist da, der alte Herr ist da! Gleich waren wir die Treppe herunter; in Göthens HausGoethes Wohnhaus am FrauenplanWeimarDeutschland. Er war im Garten, und er kam eben um eine Hecke herum; ist dies nicht sonderbar, lieber Vater, ebenso ging es auch dir. Er ist sehr freundlich, doch alle Bildnisse von ihm finde ich nicht aehnlich. Er sah sich dann seine interessante Sammlung von Versteinerungen an, welche der SohnGoethe, Julius August Walter von (1789-1830) geordnet, und sagte immer: Hm, Hm, ich bin recht zufrieden; nachher ging ich noch eine halbe Stunde im Garten, mit ihm und Prof. ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832). Dann zu Tisch. Man hält ihn nicht für einen dreiundsiebenziger, sondern für einen fünfziger. Nach Tische bat sich Fräulein UlrikePogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875), die Schwester der Frau von GötheGoethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872) einen Kuß aus, und ich machte es ebenso. Jeden Morgen erhalte ich vom Autor des Faust<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name> und des Werther einen Kuß, und jeden Nachmittag, vom Vater und Freund GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) zwei Küsse. Bedenkt!! (In Leipzig bin ich einigemal durch Auerbachs merkwürdigen Hof gegangen, ein großer Durchgang, wie es in Leipzig sehr viele giebt, mit Läden und Menschen angefüllt; und von Häusern von 6 bis 7 Stock eingeschlossen. Auf dem Markte steht so gar eines von 9 Stock.) Doch wo verirre ich mich hin! Nachmittag spielte ich GöthenGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) über 2 Stunden vor, theils Fugen von Bach, theils phantasirte ich. Den Abend spielte man Whist, und Prof. ZelterZelter, Carl Friedrich (1758-1832), der zuerst mitspielte, sagte: Whist heißt, du sollst das Maul halten. Ein Kraftausdruck! Den Abend aßen wir alle zusammen, auch sogar GötheGoethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832) der sonst niemals zu Abend ißt. Nun meine liebe hustende FanniMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)! Gestern früh brachte ich deine Lieder der Frau von GötheGoethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872), die eine hübsche Stimme hat. Sie wird sie dem alten Herrn vorsingen. Ich sagte es ihm auch schon, daß du sie gemacht hättest, und fragte ob er sie wohl hören wollte. Er sagte ja, ja, sehr gerne. Der Frau von GötheGoethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872) gefallen sie besonders. Ein gutes Omen. Heute oder Morgen soll er sie hören. Daß ich LipinskiLipiński, Karol Józef (Karl Joseph) (1790-1861) nicht mehr sehen werde thut mir sehr leid. An Vater. Wir werden auf alle Fälle noch die ganze Woche, vielleicht noch länger hier verweilen. Gestern Abend ereignete sich ein tragischer Zufall. Der junge Hr. von GötheGoethe, Julius August Walter von (1789-1830) war im Schlosse, und plötzlich fiel im Schlosse selbst ein starker Schuß. Der Leibjäger des GroßherzogsSachsen-Weimar-Eisenach, Carl August von (1757-1828) wollte seine Büchse aus dem Leder ziehn. Der Lauf war im Hahne einer andern geladnen verwickelt, und indem er die Büchse mit Gewalt herauszieht, geht die andre los, da er an den Hahn drückte. Es fährt ihm die Kugel durch das Leder, durch die Kleider, durch seine Hand mitten durch den Leib hindurch, in die Wand hinein. Er wurde nach der Rettungsanstalt getragen, und starb die Nacht um 1 Uhr. Verheirathet war er nicht; hat aber noch eine Mutter. Wie traurig!

An MutterMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842). Für deine güthige Vertheidigung danke ich unterthänigst ich glaube du hast Recht. Für den Operntext wirst du wohl so gütig sein, Cousine PeireiraPereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859), zu danken, und wenn ich wieder bei euch sein werde, so werde ich es gewiß auch thun. Tuereine ist sehr hübsch. Wenn du mich für Klein-Zaches hältst, so ist DorisZelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852) Rosabelwerde, denn sie ist es die mich unbändiges Pferd striegelt.

Für GroßmutterSalomon (seit 1812) Bartholdy, Bilka (Bella) (1749-1824) Gestern war ich um 10 bei der Frau von HenkelHenckel von Donnersmarck, Luise Eleonore Maximiliane Ottilie Gräfin von (1756-1843) wo Musik gemacht wurde; und den Abend war Hr. Prof.Zelter, Carl Friedrich (1758-1832) und DorisZelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852) bei Frau von HeigendorfJagemann, Henriette Karoline Friederike (seit 1809) Freifrau von Heygendorff (1777-1848). Auch im Theater war ich gestern. Und sahe Mde. HartknochHartknoch, Friederike Luise (Pseud.: Schmidt) (1792-?), welche sehr hübsch spielt. Was machen die Freitage, und die TantenMeyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)Mendelssohn, Marianne (1799-1880)?

Für den lustigen DoctorCasper, Johann Ludwig (1796-1864): Ich habe schon tüchtig ins Finale<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nsjvrmqx-xxmn-zd04-7oiz-uop0levofqpb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100322" style="hidden">Die wandernden Komödianten, Komische Oper in einem Akt, 1. September bis 9. Dezember 1821<idno type="MWV">L 3</idno><idno type="op"></idno></name> herein gearbeitet, und freue mich sehr darauf meine zwei Opern<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wyyiax6b-kuuj-molq-gocp-cqv1zizese6w"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100322" style="hidden">Die wandernden Komödianten, Komische Oper in einem Akt, 1. September bis 9. Dezember 1821<idno type="MWV">L 3</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ammszsdt-saop-niza-05yk-octoebwxkrn9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100321" style="hidden">Die beiden Pädagogen, Komische Operette in einem Akt, 24. Januar bis 14. März 1821<idno type="MWV">L 2</idno><idno type="op"></idno></name> zu hören. Ich danke Ihnen für Ihren Brief, und sag daß ich für Sie ins Feuer gern lief; doch eben die Glocke zum Arbeiten rief; drum noch ein paar Zeilchen an RehböckchenMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858) nur, und dann ist es aus; – mit dem Schmaus.

An ReböckaMendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858). Hier ist ein Räthsel. In Leipzig wohnten wir bei einem Manne, den jeder der ihn kannte, unrein nannte, und doch wars reinlich in seinem Haus. Das rathe mir raus.

Dir, liebe MarianneMendelssohn, Marianne (1799-1880), danke ich für deine Zeilen. Ich schließe mit dir, denn man schließt gewöhnlich mit dem schönen und werthen.

F. Mendelssohn.
            Weimar d. 6tsen October. 1820. Der Mensch denkts, die Feder lenkt’s. Eben will ich euch schreiben, will euch schelten, daß ihr federfaul seid, sieh, da kömmt auch schon ein schöner, schöner Brief, der dem alten Huhn sehr viel Freude macht. Paul dein Gesicht ist sehr schön, und ich könnte dir auch eins von meinen freudigen Gesichtern zeichnen doch ich werde sie dir in Berlin in natura zeigen. Jetzt hört alle, alle zu. Heut ist Dienstag. Sonntag kam die Sonne von Weimar, Göthe an. Am Morgen gingen wir in die Kirche wo der 100ste Psalm von Händel halb gegeben wurde. Die Orgel ist groß und doch schwach, die Marienorgel ist obwohl kleiner doch viel mächtiger. Die hiesige hat 50 Register, 44 Stimmen, und 1 mal 32 Fuß. Nachher schrieb ich euch den kleinen Brief vom 4ten, Und ging nach dem Elephanten, wo ich Lucas Cranachs Haus zeichnete. Nach 2 Stunden kam Professor Zelter. Göthe ist da, der alte Herr ist da! Gleich waren wir die Treppe herunter; in Göthens Haus. Er war im Garten, und er kam eben um eine Hecke herum; ist dies nicht sonderbar, lieber Vater, ebenso ging es auch dir. Er ist sehr freundlich, doch alle Bildnisse von ihm finde ich nicht aehnlich. Er sah sich dann seine interessante Sammlung von Versteinerungen an, welche der Sohn geordnet, und sagte immer: Hm, Hm, ich bin recht zufrieden; nachher ging ich noch eine halbe Stunde im Garten, mit ihm und Prof. Zelter. Dann zu Tisch. Man hält ihn nicht für einen dreiundsiebenziger, sondern für einen fünfziger. Nach Tische bat sich Fräulein Ulrike, die Schwester der Frau von Göthe einen Kuß aus, und ich machte es ebenso. Jeden Morgen erhalte ich vom Autor des Faust und des Werther einen Kuß, und jeden Nachmittag, vom Vater und Freund Göthe zwei Küsse. Bedenkt!! (In Leipzig bin ich einigemal durch Auerbachs merkwürdigen Hof gegangen, ein großer Durchgang, wie es in Leipzig sehr viele giebt, mit Läden und Menschen angefüllt; und von Häusern von 6 bis 7 Stock eingeschlossen. Auf dem Markte steht so gar eines von 9 Stock. ) Doch wo verirre ich mich hin! Nachmittag spielte ich Göthen über 2 Stunden vor, theils Fugen von Bach, theils phantasirte ich. Den Abend spielte man Whist, und Prof. Zelter, der zuerst mitspielte, sagte: Whist heißt, du sollst das Maul halten. Ein Kraftausdruck! Den Abend aßen wir alle zusammen, auch sogar Göthe der sonst niemals zu Abend ißt. Nun meine liebe hustende Fanni! Gestern früh brachte ich deine Lieder der Frau von Göthe, die eine hübsche Stimme hat. Sie wird sie dem alten Herrn vorsingen. Ich sagte es ihm auch schon, daß du sie gemacht hättest, und fragte ob er sie wohl hören wollte. Er sagte ja, ja, sehr gerne. Der Frau von Göthe gefallen sie besonders. Ein gutes Omen. Heute oder Morgen soll er sie hören. Daß ich Lipinski nicht mehr sehen werde thut mir sehr leid. An Vater. Wir werden auf alle Fälle noch die ganze Woche, vielleicht noch länger hier verweilen. Gestern Abend ereignete sich ein tragischer Zufall. Der junge Hr. von Göthe war im Schlosse, und plötzlich fiel im Schlosse selbst ein starker Schuß. Der Leibjäger des Großherzogs wollte seine Büchse aus dem Leder ziehn. Der Lauf war im Hahne einer andern geladnen verwickelt, und indem er die Büchse mit Gewalt herauszieht, geht die andre los, da er an den Hahn drückte. Es fährt ihm die Kugel durch das Leder, durch die Kleider, durch seine Hand mitten durch den Leib hindurch, in die Wand hinein. Er wurde nach der Rettungsanstalt getragen, und starb die Nacht um 1 Uhr. Verheirathet war er nicht; hat aber noch eine Mutter. Wie traurig!
An Mutter. Für deine güthige Vertheidigung danke ich unterthänigst ich glaube du hast Recht. Für den Operntext wirst du wohl so gütig sein, Cousine Peireira, zu danken, und wenn ich wieder bei euch sein werde, so werde ich es gewiß auch thun. Tuereine ist sehr hübsch. Wenn du mich für Klein-Zaches hältst, so ist Doris Rosabelwerde, denn sie ist es die mich unbändiges Pferd striegelt.
Für Großmutter Gestern war ich um 10 bei der Frau von Henkel wo Musik gemacht wurde; und den Abend war Hr. Prof. und Doris bei Frau von Heigendorf. Auch im Theater war ich gestern. Und sahe Mde. Hartknoch, welche sehr hübsch spielt. Was machen die Freitage, und die Tanten?
Für den lustigen Doctor: Ich habe schon tüchtig ins Finale herein gearbeitet, und freue mich sehr darauf meine zwei Opern zu hören. Ich danke Ihnen für Ihren Brief, und sag daß ich für Sie ins Feuer gern lief; doch eben die Glocke zum Arbeiten rief; drum noch ein paar Zeilchen an Rehböckchen nur, und dann ist es aus; – mit dem Schmaus.
An Reböcka. Hier ist ein Räthsel. In Leipzig wohnten wir bei einem Manne, den jeder der ihn kannte, unrein nannte, und doch wars reinlich in seinem Haus. Das rathe mir raus.
Dir, liebe Marianne, danke ich für deine Zeilen. Ich schließe mit dir, denn man schließt gewöhnlich mit dem schönen und werthen.
F. Mendelssohn.          
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(Teildruck).</bibl> <bibl type="printed_letter">Juden und Judentum in deutschen Briefen aus drei Jahrhunderten, hrsg. und erläutert von Franz Kobler, Wien 1935, Reprint Königstein / Ts. 1984, S. 259 f.</bibl> <bibl type="printed_letter">Elvers, Briefe, S. 21-23.</bibl> </listBibl> </additional> </msDesc> </sourceDesc> </fileDesc> <encodingDesc> <projectDesc> <p>Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.</p> </projectDesc> <editorialDecl> <p>Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.</p> </editorialDecl> </encodingDesc> <profileDesc> <creation> <date cert="high" when="1821-11-06" xml:id="date_d194da6e-6795-4820-849c-6437f14e464e">6. November 1821</date></creation> <correspDesc> <correspAction type="sent"> <persName key="PSN0000001" resp="author" xml:id="persName_8900a520-0caf-4724-b9c8-484d30559dc0">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <note>counter-reset</note><persName key="PSN0000001" resp="writer">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</persName> <placeName type="writing_place" xml:id="placeName_af39feee-5118-4f32-a8c3-78e5b47a52ee"> <settlement key="STM0100134">Weimar</settlement> <country>Deutschland</country></placeName> </correspAction> <correspAction type="received"> <persName key="PSN0113241" resp="receiver" xml:id="persName_ef331361-af19-4c6c-8bca-653f63d3597e">Mendelssohn Bartholdy, Familie von → Abraham Mendelssohn Bartholdy</persName> <placeName type="receiving_place" xml:id="placeName_5c3313df-d3eb-40f8-8883-7c152ed4e9c3"> <settlement key="STM0100101">Berlin</settlement> <country>Deutschland</country> </placeName> </correspAction> </correspDesc> <langUsage> <language ident="de">deutsch</language> </langUsage> </profileDesc> <revisionDesc status="draft">  </revisionDesc> </teiHeader> <text type="letter"> <body> <div n="1" type="act_of_writing" xml:id="div_0bf9360f-bbb2-489c-8bf4-c0f0b85a2bc6"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <dateline rend="right">Weimar d. <date cert="high" when="1821-11-06" xml:id="date_767e2351-5796-48c9-a0e3-b699f55ad4e5">6<hi rend="superscript">tsen</hi> October. 1820</date>.</dateline> <p style="paragraph_without_indent">Der Mensch denkts, die Feder lenkt’s. <seg type="salute">Eben will ich euch schreiben</seg>, will euch schelten, daß ihr federfaul seid, sieh, da kömmt auch schon ein schöner, schöner Brief, der dem alten <hi rend="underline">Huhn</hi> sehr viel Freude macht. <persName xml:id="persName_19c73c1d-aeb2-4756-bb76-34a79c9315d4">Paul<name key="PSN0113263" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Paul Hermann (1812-1874)</name></persName> dein Gesicht ist sehr schön, und ich könnte dir auch eins von meinen <hi rend="underline">freudigen</hi> Gesichtern zeichnen doch ich werde sie dir in Berlin in natura zeigen. Jetzt hört alle, alle zu. Heut ist Dienstag. Sonntag kam die Sonne von Weimar, <persName xml:id="persName_a8fa4eb6-a800-4c37-85dd-68c4981db39f">Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> an. Am Morgen gingen wir in die Kirche wo der 100<hi rend="superscript">ste</hi> <title xml:id="title_052d772c-9a04-47a1-958b-68541e158b52">Psalm von Händel<name key="PSN0111693" style="hidden" type="author">Händel, Georg Friedrich (1685-1759)</name><name key="CRT0109033" style="hidden" type="music">Utrecht Jubilate HWV 279</name></title> halb gegeben wurde. Die Orgel ist groß und doch schwach, die <placeName xml:id="placeName_50016c09-3274-4045-bde8-35109b50ea03">Marienorgel<name key="SGH0100201" style="hidden" subtype="" type="sight">St. Marien</name><settlement key="STM0100101" style="hidden" type="">Berlin</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName> ist obwohl kleiner doch viel mächtiger. Die hiesige hat 50 Register, 44 Stimmen, und 1 mal 32 Fuß. Nachher schrieb ich euch den kleinen Brief vom 4<hi rend="superscript">ten</hi>, Und ging nach dem Elephanten, wo ich <persName xml:id="persName_4672f514-79f7-423f-9af7-823f95084eea">Lucas Cranachs<name key="PSN0110492" style="hidden">Cranach, Lukas d. Ä. (1472-1553)</name></persName> Haus zeichnete. Nach 2 Stunden kam <persName xml:id="persName_1c1b69d3-171c-41f1-968d-676d44fab1ba">Professor Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>. <persName xml:id="persName_7fc3c1c6-d4d5-419c-8fd6-ae2ae4a400c5">Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> ist da, der alte Herr ist da! Gleich waren wir die Treppe herunter; in <placeName xml:id="placeName_9bf05efb-4e55-4b8d-adc7-40047c2babe7">Göthens Haus<name key="SGH0100198" style="hidden" subtype="" type="sight">Goethes Wohnhaus am Frauenplan</name><settlement key="STM0100134" style="hidden" type="">Weimar</settlement><country style="hidden">Deutschland</country></placeName>. Er war im Garten, und er kam eben um eine Hecke herum; ist dies nicht sonderbar, lieber Vater, ebenso ging es auch dir. Er ist sehr freundlich, doch alle Bildnisse von ihm finde ich nicht aehnlich. Er sah sich dann seine interessante Sammlung von Versteinerungen an, welche der <persName xml:id="persName_db4fb1b5-589d-48ad-95a7-8017e3e7cd3d">Sohn<name key="PSN0111423" style="hidden">Goethe, Julius August Walter von (1789-1830)</name></persName> geordnet, und sagte immer: Hm, Hm, ich bin recht zufrieden; nachher ging ich noch eine halbe Stunde im Garten, mit ihm und <persName xml:id="persName_421d337f-6f03-407f-934a-c2db1cdb2230">Prof. Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>. Dann zu Tisch. Man hält ihn nicht für einen dreiundsiebenziger, sondern für einen fünfziger. Nach Tische bat sich <persName xml:id="persName_d5fcb243-9d5e-4a3f-896b-50f35f795452">Fräulein Ulrike<name key="PSN0113923" style="hidden">Pogwisch, Ulrike Henriette Adele Eleonore Freiin von (1798-1875)</name></persName>, die <persName xml:id="persName_62dbacd8-e730-431f-8578-e3b0f357f9a8">Schwester der Frau von Göthe<name key="PSN0111425" style="hidden">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name></persName> einen Kuß aus, und ich machte es ebenso. Jeden Morgen erhalte ich vom Autor des <title xml:id="title_80d6c9b8-aef8-4bec-9567-537103224af5">Faust<name key="PSN0111422" style="hidden" type="author">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name><name key="CRT0108814" style="hidden" type="dramatic_work">Faust. Der Tragödie erster Theil</name></title> und des Werther einen Kuß, und jeden Nachmittag, vom Vater und Freund <persName xml:id="persName_a2db0cb6-6ef2-430e-bd02-96fb6df31272">Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> zwei Küsse. Bedenkt!! (In Leipzig bin ich einigemal durch Auerbachs merkwürdigen Hof gegangen, ein großer Durchgang, wie es in Leipzig sehr viele giebt, mit Läden und Menschen angefüllt; und von Häusern von 6 bis 7 Stock eingeschlossen. Auf dem Markte steht so gar eines von 9 Stock.) Doch wo verirre ich mich hin! Nachmittag spielte ich <persName xml:id="persName_9724c29b-4bd2-4656-873e-2ce795d3e4c4">Göthen<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> über 2 Stunden vor, theils Fugen von Bach, theils phantasirte ich. Den Abend spielte man Whist, und <persName xml:id="persName_1ef413ab-5751-42d8-8c96-4f9a39a125f3">Prof. Zelter<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName>, der zuerst mitspielte, sagte: Whist heißt, du sollst das Maul halten. Ein Kraftausdruck! Den Abend aßen wir alle zusammen, auch sogar <persName xml:id="persName_19757c03-3b5c-4a86-a1ef-f6bba1b734ff">Göthe<name key="PSN0111422" style="hidden">Goethe, Johann Wolfgang (seit 1782) von (1749-1832)</name></persName> der sonst niemals zu Abend ißt. Nun meine liebe hustende <persName xml:id="persName_8064fe9d-3be2-4188-9849-f1a59aa4388d">Fanni<name key="PSN0117585" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Fanny Cäcilia (1805-1847)</name></persName>! Gestern früh brachte ich deine Lieder der Frau von <persName xml:id="persName_a0c70458-6c6b-46e4-9d9f-046064a1f04e">Göthe<name key="PSN0111425" style="hidden">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name></persName>, die eine hübsche Stimme hat. Sie wird sie dem alten Herrn vorsingen. Ich sagte es ihm auch schon, daß du sie gemacht hättest, und fragte ob er sie wohl hören wollte. Er sagte ja, ja, sehr gerne. Der Frau von <persName xml:id="persName_09a5ab7d-5523-43c9-8b17-37bff75faa4b">Göthe<name key="PSN0111425" style="hidden">Goethe, Ottilie Wilhelmine Ernestine Henriette von (1796-1872)</name></persName> gefallen sie besonders. Ein gutes Omen. Heute oder Morgen soll er sie hören. Daß ich <persName xml:id="persName_d7b98756-82f5-4fd9-bac6-efbc510c9048">Lipinski<name key="PSN0112885" style="hidden">Lipiński, Karol Józef (Karl Joseph) (1790-1861)</name></persName> nicht mehr sehen werde thut mir sehr leid. <hi rend="underline">An Vater</hi>. Wir werden auf alle Fälle noch die ganze Woche, vielleicht noch länger hier verweilen. Gestern Abend ereignete sich ein tragischer Zufall. Der <persName xml:id="persName_8510fb2d-c813-4b35-a8d9-34b0a65d092a">junge Hr. von Göthe<name key="PSN0111423" style="hidden">Goethe, Julius August Walter von (1789-1830)</name></persName> war im Schlosse, und plötzlich fiel im Schlosse selbst ein starker Schuß. Der Leibjäger des <persName xml:id="persName_14c475bb-f963-4fa7-8f65-497b7749c65b">Großherzogs<name key="PSN0114413" style="hidden">Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl August von (1757-1828)</name></persName> wollte seine Büchse aus dem Leder ziehn. Der Lauf war im Hahne einer andern geladnen verwickelt, und indem er die Büchse mit Gewalt herauszieht, geht die andre los, da er an den Hahn drückte. Es fährt ihm die Kugel durch das Leder, durch die Kleider, durch seine Hand mitten durch den Leib hindurch, in die Wand hinein. Er wurde nach der Rettungsanstalt getragen, und starb die Nacht um 1 Uhr. Verheirathet war er nicht; hat aber noch eine Mutter. Wie traurig! </p> <p><hi rend="underline">An </hi><persName xml:id="persName_d5782f82-fedc-4ec6-83d7-faa45d01a988">Mutter<name key="PSN0113260" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Lea Felicia Pauline (1777-1842)</name></persName>. Für deine güthige Vertheidigung danke ich unterthänigst ich glaube du hast Recht. Für den Operntext wirst du wohl so gütig sein, <persName xml:id="persName_b2e4e9b5-d005-47ad-b89e-f7d4f01cecbd">Cousine Peireira<name key="PSN0113804" style="hidden">Pereira-Arnstein, Henriette (Judith) (seit 1812) Freifrau von (1780-1859)</name></persName>, zu danken, und wenn ich wieder bei euch sein werde, so werde ich es gewiß auch thun. Tuereine ist sehr hübsch. Wenn du mich für Klein-Zaches hältst, so ist <persName xml:id="persName_dfb9952b-b2ff-490d-ac22-adfb86c93d5f">Doris<name key="PSN0115918" style="hidden">Zelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852)</name></persName> Rosabelwerde, denn sie ist es die mich unbändiges Pferd striegelt. </p> <p><hi rend="underline">Für </hi><persName xml:id="persName_235d2d27-dca5-4336-b8bd-ab96563c157e">Großmutter<name key="PSN0114443" style="hidden">Salomon (seit 1812) Bartholdy, Bilka (Bella) (1749-1824)</name></persName> Gestern war ich um 10 bei der <persName xml:id="persName_78746db4-616e-4dbc-9985-318b901abbee">Frau von Henkel<name key="PSN0111872" style="hidden">Henckel von Donnersmarck, Luise Eleonore Maximiliane Ottilie Gräfin von (1756-1843)</name></persName> wo Musik gemacht wurde; und den Abend war <persName xml:id="persName_6522c8fe-4a45-49b6-91ee-314cf95fdc40">Hr. Prof.<name key="PSN0115916" style="hidden">Zelter, Carl Friedrich (1758-1832)</name></persName> und <persName xml:id="persName_d33116ed-52bb-4af8-99fd-857174b6a005">Doris<name key="PSN0115918" style="hidden">Zelter, Dorothea (Doris) Auguste Cäcilie (1792-1852)</name></persName> bei <persName xml:id="persName_fb55ca8e-de0c-46f3-978f-4478dcd9444e">Frau von Heigendorf<name key="PSN0112200" style="hidden">Jagemann, Henriette Karoline Friederike (seit 1809) Freifrau von Heygendorff (1777-1848)</name></persName>. Auch im Theater war ich gestern. Und sahe <persName xml:id="persName_127d97d3-fd42-4702-a939-e2a70ca77695">Mde. Hartknoch<name key="PSN0111734" style="hidden">Hartknoch, Friederike Luise (Pseud.: Schmidt) (1792-?)</name></persName>, welche sehr hübsch spielt. Was machen die Freitage, und die <persName xml:id="persName_45f155f3-3862-4de1-9bcc-4b62f4154ea1">Tanten<name key="PSN0113312" style="hidden">Meyer, Recha (Rebecka, Reikel) (1767-1831)</name><name key="PSN0113230" style="hidden">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName>? </p> <p><persName xml:id="persName_30ec7e45-b9ed-4a76-91e6-deebd04ca62a">Für den lustigen Doctor<name key="PSN0110308" style="hidden">Casper, Johann Ludwig (1796-1864)</name></persName>: Ich habe schon tüchtig ins <title xml:id="title_497e54fe-110a-4291-abf0-1b706221d5b0">Finale<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_nsjvrmqx-xxmn-zd04-7oiz-uop0levofqpb"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100322" style="hidden">Die wandernden Komödianten, Komische Oper in einem Akt, 1. September bis 9. Dezember 1821<idno type="MWV">L 3</idno><idno type="op"></idno></name></title> herein gearbeitet, und freue mich sehr darauf <title xml:id="title_0a64a5d7-0dfb-4ef6-83f9-ae40704b3f65">meine zwei Opern<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_wyyiax6b-kuuj-molq-gocp-cqv1zizese6w"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100322" style="hidden">Die wandernden Komödianten, Komische Oper in einem Akt, 1. September bis 9. Dezember 1821<idno type="MWV">L 3</idno><idno type="op"></idno></name><list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_ammszsdt-saop-niza-05yk-octoebwxkrn9"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100321" style="hidden">Die beiden Pädagogen, Komische Operette in einem Akt, 24. Januar bis 14. März 1821<idno type="MWV">L 2</idno><idno type="op"></idno></name></title> zu hören. Ich danke Ihnen für Ihren Brief, und sag daß ich für Sie ins Feuer gern lief; doch eben die Glocke zum Arbeiten rief; drum noch ein paar Zeilchen an <persName xml:id="persName_772d4baf-876e-43b1-beb0-20358ba44bd6">Rehböckchen<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName> nur, und dann ist es aus; – mit dem Schmaus. </p> <p><hi rend="underline">An </hi><persName xml:id="persName_22b428dc-7ad3-49b7-8d25-2b8abd3ae0a1">Reböcka<name key="PSN0117586" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Rebecka Henriette (1811-1858)</name></persName>. Hier ist ein Räthsel. In Leipzig wohnten wir bei einem Manne, den jeder der ihn kannte, unrein nannte, und doch wars reinlich in seinem Haus. Das rathe mir raus. </p> <p>Dir, liebe <persName xml:id="persName_ead637b6-61e9-4e2f-8364-78f87a86b71a">Marianne<name key="PSN0113230" style="hidden">Mendelssohn, Marianne (1799-1880)</name></persName>, danke ich für deine Zeilen. <seg type="closer" xml:id="seg_5498e6b9-f6d7-4b7d-b485-ae11fae071b0">Ich schließe mit dir, denn man schließt gewöhnlich mit dem schönen und werthen.</seg></p> <signed rend="right">F. Mendelssohn.</signed> </div> </body> </text></TEI>