fmb-1821-10-31-01
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Leipzig, 30. und 31. Oktober 1821
Maschinenlesbare Übertragung der vollständigen Korrespondenz Felix Mendelssohn Bartholdys (FMB-C)
4 beschr. S.; S. 4 Adresse, 1 Poststempel.
Felix Mendelssohn Bartholdy
-
Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C: Digitale Edition der vollständigen Korrespondenz Hin- und Gegenbriefe Felix Mendelssohn Bartholdys auf XML-TEI-Basis.
Die Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence Online-Ausgabe FMB-C ediert die Gesamtkorrespondenz des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy 1809-1847 in Form einer digitalen, wissenschaftlich-kritischen Online-Ausgabe. Sie bietet neben der diplomatischen Wiedergabe der rund 6.000 Briefe Mendelssohns erstmals auch eine Gesamtausgabe der über 7.200 Briefe an den Komponisten sowie einen textkritischen, inhalts- und kontexterschließenden Kommentar aller Briefe. Sie wird ergänzt durch eine Personen- und Werkdatenbank, eine Lebenschronologie Mendelssohns, zahlreicher Register der Briefe, Werke, Orte und Körperschaften sowie weitere Verzeichnisse. Philologisches Konzept, Philologische FMB-C-Editionsrichtlinien: Uta Wald, Dr. Ulrich Taschow. Digitales Konzept, Digitale FMB-C-Editionsrichtlinien: Dr. Ulrich Taschow. Technische Konzeption der Felix Mendelssohn Bartholdy Correspondence FMB-C Ausgabe und Webdesign: Dr. Ulrich Taschow.
Leipzig
ten8
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Diesmal werde ich mit dir, Du mir
Federbettenund schliefen recht – schlecht.
Ach nein, ich träumte, du wärest mir gestohlen, und da wollte ich sehen ob du noch da wärest!!!– – – ?
Nun fuhren wir den andern Morgen nach Düben, die Kälte war unerträglich, und auf der Hälfte des schlechten sandigen Weges, ließen wir uns ein Warmbier machen. In Krensitz angekommen sahe ich mir genau die Stelle und Schwelle an, in der wir vor einem Jahre das schreckliche Ungewitter abwarteten. Um halb 8 Uhr kamen wir nach Leipzig, und kehrten im Hôtel de Russie ein, was gegen das Hôtel de Kemberg ein wenig abstach. Ich setzte mich hin euch diesen Brief zu schreiben; doch bald wurden wir zur Table d’hôte gerufen. Nach eurem und nach
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Um 81/2
Uhr.
Wir haben gut geschlafen, und um 9 Uhr wollen wir auf die Post, und dann zum alten Schicht gehen.
auf verbindliche Weise.
N.S. Grüßt
Leipzig Dienstag den 30ten 8br 1821. Diesmal werde ich mit dir, lieber Paul, anfangen, und dir recht herzlich zu deinem Geburtstage gratuliren. Wohl habe ich heut oft an dich gedacht, und gewünscht mit dir lustig sein zu können. Wenn Vater mir schreiben wird kannst auch du mir schreiben, damit ich erfahre, was Schönes du geschenkt bekommen hast. Gewiß waren Casparis heute Abend bei dir, und gewiß hat die blaue Stube auf dem Kopf gehen müssen; und über aller der Freude hast du doch meinen Mönch nicht vergessen? Werde mir hübsch groß, an Körper und Geiste, und du mögest bald mit dem Pronomen fertig sein! Dies ist mein Wunsch, und ein andrer noch daß Du mir Großmutter grüßt. Hörst du wohl? – Nun weiter. – Vorerst muß ich euch, liebe Eltern, sagen, daß Professor Chladni in Kemberg wohnt, und von da zu Fuße am Sonntag zu uns kam, und auch zu Fuße wieder zurückging. Wir sind also noch den Montag um 3 nach Kemberg gefahren, nach dem ich an dem Morgen von 7 bis 12 an meiner Oper gearbeitet. Ich bin auch schon beim Finale, liebe Fanni. Um 12 gingen wir auf den Thurm der Stadtkirche, und auf der Gallerie oder Brücke, welche die beiden Thürme verbindet ist eine sehr hübsche Aussicht. Um 3 Uhr fuhren wir also nach Kemberg, einen kleinen Flecken, oder Dorf, wo uns Dr. Chladni empfing und uns sagte, wir sollten seine Gäste sein. Wir begaben uns also gleich nach seiner Wohnung, einem einzigen Stübchen, in der seine Instrumente, drei Clavi-Cylinder und ein Euphón steht. (Fragt doch Beckchen, was Euphon heißt) . Diese Stube ist seine Schlafstube, seine Werkstätte, sein Besuchzimmer. All sein Arbeitszeug ist darin, und in einer kleinen Commode ist ein neu angefangnes Euphon. Er hat uns auf allen seinen Instrumenten vorgespielt. Der Ton der Clavie-Cylinder ist wie der einer sehr sanften Oboe. Das Euphon besteht aus Glasstäben, welche naßgemacht und mit nassen Fingern gestrichen werden, es klingt wie wenn man mit genäßten Finger an eine Glasglocke streicht. Du kannst Dir also, liebe Fanni vom Klange dieses Instruments sehr leicht einen Begriff machen. Wir kamen nun in unsre Federbetten und schliefen recht – schlecht. Professor Zelter klagte über Kürze des Bettes, Doris über seine Bevölkerung, und ich über die leidigen Federn. Als der Tag noch nicht angebrochen war, merkte ich daß eine Hand mich leise anfaßte, und meine Decke ein wenig zurückstrich. Es war Herr Professor. Ich fragte ob er etwas verlangte, ob ich Wasser holen sollte, oder sonst etwas? Er sagte, : Ach nein, ich träumte, du wärest mir gestohlen, und da wollte ich sehen ob du noch da wärest!!! – – – ? Nun fuhren wir den andern Morgen nach Düben, die Kälte war unerträglich, und auf der Hälfte des schlechten sandigen Weges, ließen wir uns ein Warmbier machen. In Krensitz angekommen sahe ich mir genau die Stelle und Schwelle an, in der wir vor einem Jahre das schreckliche Ungewitter abwarteten. Um halb 8 Uhr kamen wir nach Leipzig, und kehrten im Hôtel de Russie ein, was gegen das Hôtel de Kemberg ein wenig abstach. Ich setzte mich hin euch diesen Brief zu schreiben; doch bald wurden wir zur Table d’hôte gerufen. Nach eurem und nach Vaters Befinden brauche ich doch nicht zu fragen? Aber wie geht es Marianen? d. 32ten Um 8 1/2 Uhr. Wir haben gut geschlafen, und um 9 Uhr wollen wir auf die Post, und dann zum alten Schicht gehen. Meine Motette muß herhalten. Verzeiht meiner schlechten Schrift, oder vielmehr meiner schlechten Feder; ach, sie ist sehr schlecht. Heute Abend wird man ins Theater gehen, das Leben ein Traum wird gegeben. Grüßt alle lieben Bekannten, und theilt meinem guten Dr. Casper doch das, was ich von meiner Oper schreibe, mit. In meinem Caesar habe ich schon gelesen, Herr Heise, und empfehle mich Ihnen auf verbindliche Weise. Ich küsse euch alle. F. Mendelssohn N. S. Grüßt Ritz.
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Juni [1821]<idno type="MWV">B 6</idno><idno type="op"></idno></name></title> muß herhalten. Verzeiht meiner schlechten Schrift, oder vielmehr meiner schlechten Feder; ach, sie ist sehr schlecht. Heute Abend wird man ins Theater gehen, das Leben ein <title xml:id="title_1da66b8b-f645-4207-93b2-078daa34a242">Traum<name key="PSN0110244" style="hidden" type="author">Calderón de la Barca, Pedro (1600-1681)</name><name key="CRT0108334" style="hidden" type="dramatic_work">La vida es sueño</name></title> wird gegeben. Grüßt alle lieben Bekannten, und theilt meinem guten <persName xml:id="persName_6b61691a-5b69-4d83-a390-3eb52cc72318">Dr. Casper<name key="PSN0110308" style="hidden">Casper, Johann Ludwig (1796-1864)</name></persName> doch das, was ich von <title xml:id="title_123da30c-9cf9-46fa-a172-048af6f9e16d">meiner Oper<list style="hidden" type="fmb_works_directory" xml:id="title_j6zpcawd-otfn-5zve-msir-hgkrk77rswie"> <item n="1" sortKey="musical_works" style="hidden"></item> <item n="2" sortKey="stage_music" style="hidden"></item> <item n="3" sortKey="singspiels_and_operas" style="hidden"></item></list><name key="PSN0000001" style="hidden" type="author">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</name><name key="PRC0100322" style="hidden">Die wandernden Komödianten, Komische Oper in einem Akt, 1. September bis 9. Dezember 1821<idno type="MWV">L 3</idno><idno type="op"></idno></name></title> schreibe, mit. In meinem <title xml:id="title_9bb59c53-1593-429b-b9fe-8f8e04734eee">Caesar<name key="PSN0110243" style="hidden" type="author">Caesar, Gaius Iulius</name><name key="CRT0108331" style="hidden" type="literature">De bello Gallico</name></title> habe ich schon gelesen, <persName xml:id="persName_608cb3c5-fed7-44a3-80b0-63dee27cbb1b">Herr Heise<name key="PSN0111970" style="hidden">Heyse, Carl Wilhelm Ludwig (1797-1855)</name></persName>, und empfehle mich Ihnen <hi rend="underline">auf verbindliche Weise</hi>. <seg type="closer" xml:id="seg_9513ea57-332b-433c-a5f5-7a839c796169">Ich küsse euch alle.</seg></p> <signed rend="right">F. Mendelssohn</signed> </div> <div n="3" type="act_of_writing" xml:id="div_f3b09366-38d5-45fe-bd7d-d7ac0eff254c"> <docAuthor key="PSN0000001" resp="author" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <docAuthor key="PSN0000001" resp="writer" style="hidden">Mendelssohn Bartholdy (bis 1816: Mendelssohn), Jacob Ludwig Felix (1809-1847)</docAuthor> <p style="paragraph_without_indent">N.S. Grüßt <persName xml:id="persName_f3e4c8b9-744a-4bee-ab26-30c483ebfc65">[Ri]tz<name key="PSN0114202" style="hidden">Rietz, Eduard Theodor Ludwig (1802-1832)</name></persName>.</p> </div> </body> </text></TEI>